Aleš Burian wurde 1956 in Brünn geboren und schloss 1981 sein Architekturstudium an der dortigen Technischen Universität ab. Aus Brünn stammt auch sein fünf Jahre jüngerer Kollege Gustav Křivinka (*1961), der 1986 sein Studium an der selbigen Fakultät für Architektur abschloss. 1991 gründeten sie ihr gemeinsames Architekturbüro. Sie sind Mitglieder des Brünner Vereins „Obecní dům Brno“ (Gemeindehaus Brünn), den die Architekten Petr Hrůša und Petr Pelčák 1989 gründeten und zu dem auch die Stadtarchitektin von Litomyšl Zdeňka Vydrová gehört.
Das Architekturbüro Burian - Křivinka machte in den 1990er Jahren auf sich aufmerksam, zum Beispiel durch das Bürogebäude in der Lazaretní-Straße in Brünn (1996), das der Architekturhistoriker Rostislav Švácha in seinem Buch „Tschechische Architektur und ihre Strenge“, einen Kanon der Architektur der ersten fünfzehn Jahre nach November 1989, erwähnte. Hier finden wir auch die erste Realisierung in Litomyšl von Burian und Křivinka - das Gebäude einer Grundschule mit Sporthalle in der Masaryka-Straße aus dem Jahr 1998 (04-1145a). Beide Gebäude spiegeln die Ausgangspunkte des Büros in der purisierenden Moderne der Zwischenkriegszeit in Brünn gut wider, die Halle von Litomyšl zeigt dann Inspiration in den anerkannten High-Tech-Stil-Konstruktionen. Die technizierenden Elemente dominieren auch die Tribüne des Stadions im Areal Černá hora in Litomyšl aus dem Jahr 2003 (03-1061a). Im neuen Jahrtausend erhält die Architektur von Burian und Křivinka einen etwas weicheren Ausdruck, die Bauten sind gegliederter, reicher an Material und Farbe. Dies zeigt sich beispielsweise am Bau des Wohnhauses im Wiesenviertel (Luční čtvrť) in Staré Město (Altstadt) bei Uherské Hradiště (2000), das im Vergleich mit einer festen Straßenfassade mit Einkaufsparterre und Loggien eine gegliederte Seitenfassade und ein inneres Atrium mit Pawlatschen, Außentreppen, rotem Putz und Holzelementen bietet.
Im Portfolio des Büros dominieren Zivilbauten, wie Schulen, wissenschaftliche Institute, Krankenhäuser und Sportplätze. Erwähnenswert ist die Fakultät für Informatik der Masaryk-Universität in Brünn aus dem Jahr 2007, mit einen umfangreichen Komplex historischer und neuer Gebäude auf dem Gebiet des ehemaligen Kartäuserklosters in Brünn-Královo Pole. Sie zeichnet sich durch die Schallschutzfassade aus Glas zur Straße, dem partiellen Durchgangsparterre, den subtile Metalltreppen, wie auch den Stegen und Rampen im Außen- und Innenbereich aus. Eine kultivierte Rekonstruktion historischer Gebäude sind bis ins Detail durchdacht und beherbergen sehr angenehme Gemeinschaftsräume. Das Büro Burian - Křivinka hat auch viel Erfahrung mit den Änderungen von öffentlichen Räumen, sowohl aus Litomyšl als auch aus anderen Städten (Moravská Třebová, Lipnice nad Sázavou, Havlíčkův Brod), in den letzten Jahren beeindruckte vor allem ihre Rekonstruktion des Platzes in Velká Bíteš (2014) oder die Eingangsräumlichkeiten der Punkva-Höhlen im Mährischen Karst (2015).
Im Kontrast zu diesen sehr urbanen und kontextuellen Gebäuden realisierten Burian und Křivinka 2013 das umstrittene Hochhaus AZ Tower in Brünn.
KJ
1995
Diagnostischer Pavillon des Masaryk-Institus für Onkologie, Brünn
2000
Wohnungshaus, Staré Město bei Uherské Hradiště
2001
Umbau eines Teils des Untergeschosses des Stadtmuseums in eine Teestube, Leitomischl
2002
Wohnungshäuser, Znojmo-Přímětice
2006
Pavillon für Akutmedizin des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder, Brünn-Štýřice
2007
Fakultät für Informationstechnologien der Masaryk-Universität, Brünn-Královo Pole
2007
PET-Zentrum des Masaryk-Instituts für Onkologie, Altbrünn
2011
Revitalisierung des Stadtzentrums, Havlíčkův Brod
2014
Revitalisierung des Platzes Masarykovo náměstí, Velká Bíteš
2015
Eingangsgebäude des Areals der Punkva-Höhlen, Mährischer Karst