Der Architekt und Pädagoge Zdeněk Fránek schloss 1985 sein Architekturstudium an der Technischen Universität in Brünn ab. Er arbeitete in der Abteilung des Chefarchitekten in Blansko und gründete 1989 sein eigenes Studio „Fránek Architects“. Sein Interesse orientierte sich von Anfang an nach der Plastizität des Objekts, der Schaffung einer Art parallele zur Natur. Das Erlebnis des Innenraums ist für ihn besonders wichtig, der Außenraum entsteht im Grunde als Ummantelung. In Brünn meiden ihn so viele häufige Echos der Zwischenkriegsmoderne, aber auch der Postmoderne völlig. Fránek sucht ganz eigene Formen, er experimentiert mit Morphologie und Technologien, er ist nah am skulpturalen Konzept der Architektur. Ein starkes Motiv seiner Arbeit ist das Licht und seine Wandlung im Innenraum während des Tages- und Jahresverlaufs.
In den 1990er Jahren experimentierte er mit dem Gewölbe, aber in keiner seiner Realisierungen nutzte er es letztendlich. Der expressive Ausdruck der gewölbten Räume spiegelte sich jedoch in der Realisierung eines Mehrzwecksaals wider, der in den Innenhof des Schlosses in Velké Opatovice eingebaut wurde - massive (hohle) Betonsäulen und ein freiliegender Holzdachstuhl dominieren ihm. Mit der Atmosphäre ähnelt dieser monumentale Raum den mittelalterlichen Tempeln. Das Familienhaus in Hodonín aus dem Jahr 1998 hat eine starke organische Form, sein Hauptteil ähnelt einer blühenden Knospe. Doch es wäre nicht Fránek gewesen, wenn er nicht drei Jahre später mit einem ganz anderen Bau kontern würde – einem strengen Haus aus Sichtbeton am Stadtrand von Prag, das an die brutalistischen Bauten der späten 1960er Jahre erinnert. Ein rationaler Plan, Einfachheit und wirtschaftliche Anspruchslosigkeit in Kombination mit der feinen Aufteilung der Materialien, abgerundeten Kanten und imaginären Details sind charakteristisch für die Turnhalle der Grundschule in Jaroměřice u Jevíčka (2004) und für das multifunktionale, meist als Wohnungshaus genutzte Eucon (2005) im Prager Žižkov. In seiner strengen Form verbirgt es eine Überraschung in Form eines gegliederten Hofs, dem eine Wohnung des Investors in einer separaten Zelle auf hohen Beinen dominiert.
Im Jahr 2005 baute Zdeněk Fránek am Fuße des Roten Hügels (Červený kopec) in Brünn ein Gebäudepaar. Für seine Schwester konzeptionierte er eine großzügige, organisch geformte Villa in den Hang. Ein Stück darunter befindet sich ein multifunktionales Haus, in dessen unteren Stockwerken sich Fráneks Atelier befindet, in den anderen Stockwerken sind Wohnungen. Aus dem Jahr 2010 gibt es dann für die Brüderkirche zwei Sakralbauten - die Neue Kirche in Litomyšl und einen Gebetssaal im neu geschaffenen oberen Zentrum von Černošice. Trotz ihrer starken symbolischen Form hat die Kirche in Litomyšl einen grundsätzlich zivilen Charakter, das kleinere Gebetshaus in Černošice hingegen zeichnet sich durch eine plastische Form aus und bildet einen unübersehbaren Punkt im suburbanen „Brei“. Die wirkliche Monumentalität erprobte Fránek bei der Realisierung einer Privatgalerie in Peking, der eine konkav geschwungene Vorderwand aus grauen Vormauerziegeln mit einer einzigen kreisförmigen Öffnung dominiert. Keine der jüngsten Realisierungen von Zdeněk Fránek ist zu übersehen – wie der Aussichtsweg in den Wolken in Dolní Morava.
Die architektonische Herangehensweise von Zdeněk Fránek wurde vom Kurator Rostislav Koryčánek mit der Ausstellung „Die Eingeweide der Architektur“ präsentiert, die zum Jahreswechsel 2011 und 2012 im Haus der Künste in Brünn stattfand. Es umfasste einen Aussichtsturm mit einer Holzkonstruktion und einer Spiegelfläche, die als Unsichtbarer (Persischer) Turm (auch Unsichtbares Periskop) benannt wurde und nach der Ausstellung nach Litomyšl vor das Haus „U Rytířů“ (Bei den Rittern) und dann in die Orlice-Festung in Letohrad verlegt wurde.
KJ
1992
Mehrzwecksaal, Velké Opatovice (blieb im Rohbau, 2007 wurde es für das Mährische Kartographische Zentrum angepasst)
1998
Einfamilienhaus, Hodonín
2001
Einfamilienhaus aus Beton
2004
Turnhalle der Grundschule, Jaroměřice u Jevíčka
2005
Haus mit Atelier, Brünn-Štýřice
Einfamilienhaus auf dem Roten Hügel, Brünn-Štýřice
2005
Multifunktionales Haus Eucon, Prag 3
2010
Betsaal der Brüderkirche, Černošice-Vráž
2011
Privatgalerie, Peking (China)
2014
Familienhaus, Zadar (Kroatien)
2015
Entwicklungszentrum der Firma LIKO-S, Slavkov u Brna
2015
Weg in den Wolken, Dolní Morava