Der Prager Architekt und Drama Schriftsteller Petr Kropáček war Anhänger der neuesten Stiltrends in der Architektur des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts, führte ein aktives Vereinsleben und gehörte sogar zu den führenden Persönlichkeiten der Reformbemühungen im tschechischen Theaterwesen vor dem ersten Weltkrieg. Heutzutage zählt er zu den in Vergessenheit geratener tschechoslowakischer Schöpfer des 20. Jahrhunderts.
Nach seinem Abschluss an der Tschechischen technischen Universität im Jahr 1913 fand dieser Gefährte von Josef Gočár und Pavel Janák die Liebe zum Kubismus. Unter seinem Einfluss schuf er nicht nur architektonische Entwürfe (Sparkasse und Hausgiebel in Pardubice), sondern auch mehrere Möbelstücke, die 1917 auf der Mitgliedsausstellung des Verbandes der bildenden Künstler „Mánes“ ausgestellt wurden. Er arbeitete in den Prager Kunstwerkstätten, wo er sich bemühte, die handwerkliche Herstellung von Möbeln zu modernisieren.
Nach dem Ersten Weltkrieg lebte er mit seiner Familie in Argentinien, Bolivien und dann in Mexiko, wo er Häuser für Plantagenarbeiter baute. Sein Versuch, sich im Ausland niederzulassen, blieb jedoch ohne Erfolg, deshalb kehrte er 1920 nach Prag zurück. Hier gründete er ein Architekturbüro, das sich hauptsächlich auf Projekte von Wohnungshäusern und Schulen in reinen und einfach puristischen Formen konzentrierte.
Einer der prestigeträchtigsten Aufträge für Kropáček war ein Projekt der Villa des zukünftigen Präsidenten Edvard Beneš in Sezimovo Ústí im Jahr 1930. Sein strenger, schmuckloser Entwurf wurde jedoch nicht verwirklicht, da Kropáček im folgenden Jahr Suizid verübte und das Projekt vom Gartenarchitekten Otakar Fierlinger übernommen wurde, der dem Gebäude einen „südländischen Charakter“ gab und grundlegend veränderte.
Seine Aktivitäten auf dem Gebiet der Architektur ergänzte Kropáček durch literarische Schriften, wie Theaterwerke. Als Regisseur und Bühnenbildner arbeitete er im Amateurensemble bei der Theaterabteilung des Vereins „Akademikové vinohradští“ (Akademiker von Vinohrady - 1910) und im Lyrischen Theater (1911). Unter dem Pseudonym Pavel Neri war er Mitbegründer des Kunsttheaters „Divadlo Umění“ (Ein Theater der Kunst - 1911–1914), einer Vereinigung, die durch die Reformtrends der europäischen Theatermoderne um die Jahrhundertwende inspiriert wurde, die anstrebte, eine eigenständige Bühne modernistischer symbolistischer Orientierung zu werden. Zusammen mit anderen Kollegen (unter anderem mit dem Architekten Ladislav Machoň) schuf er unverwechselbare, experimentelle Bühnenbilder, versuchte, den traditionellen Opernglas-Raum zu verändern usw. Er schrieb das Drama Stavba (Bau) und die Komödie Mystifikace, sowie eine Reihe von Reisefeuilletons.
AW
1922
Jubiläumspalast im Areal des Kurortes (in den 1970er Jahren erheblich umgebaut)
Masarykovo nám. 6, 533 41 Lázně Bohdaneč
1924–1926
Mietshaus
Jankovcova 68/37, Prag-Holešovice
1925–1926
Tschechische einklassige Minderheitsschule
Zahrádka 26, 330 35 Zahrádka u Všerub
1926–1929
Mietshäuser
Sudoměřská 1649/29, 1650/31, 1651/33, Prag-Žižkov
1927
Mietshäuser
Žerotínova 1641/47, 1642/49, Prag-Žižkov
1928
Staatliche Mädchenbürgerschule
Kuzmányho 6, Košice (Kaschau, Slowakei)
1928–1929
Mietshaus
Trojanova 336/7, Prag-Nové Město
1929
Umbau des „Kammertheaters“ im Hotel Centrál (heute entfernt)
Hybernská 1001/II, Prag-Nové Město
1930
Villa des Präsidenten Edvard Beneš (nicht realisiert)
Sezimovo Ústí, Dr. E. Beneše 201
1930–1931
Tyrš´s Schulen
Mánesova 1526, 470 01 Česká Lípa
Michal Kohout – Rostislav Švácha (eds.), Česká republika. Moderní Architektura / Čechy, Praha 2014, s. 350–351, 507.
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Eva Šormová (ed.), Česká divadla. Encyklopedie divadelních souborů, Praha 2000, s. 144—145.
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