Der Architekt Josef Pleskot absolvierte 1979 die Architekturfakultät der Tschechischen technischen Universität, bis 1990 war er am Regionalen Projektinstitut in Prag angestellt. Aus dieser Zeit stammen die ersten Realisierungen, insbesondere Einfamilienhäuser (Písek, Trhové Sviny) und Wohnungshäuser (Mirotice). 1991 gründete er sein eigenes Büro AP ateliér, das sich in den Räumlichkeiten der ehemaligen Adolf R. Pleskot-Fabrik in Prag-Holešovice befindet. Auch die Initialen des Großvaters des Architekten verbergen sich im Namen des Ateliers.
Bereits in der ersten Hälfte der 1990er Jahre interessierte sich nicht nur die Fachöffentlichkeit für zwei seiner Realisierungen, zum einen die Villa in Vrané nad Vltavou (1995) und zum anderen das Rathaus in Benešov (1995). Rostislav Švácha nahm sie zusammen mit drei anderen Pleskot-Bauwerken (Durchgang durch den Wall der Pulverbrücke, Metrostav-Gebäude in Libeň, Umbau des Loučná-Ufers in Litomyšl) in seine Publikation „Česká architektura a její přísnost“ (Tschechische Architektur und ihre Strenge - 2004) auf. Josef Pleskot wurde damit zur wichtigsten Figur des Buches, die die tschechische Architektur in den ersten fünfzehn Jahren nach der Revolution zu bieten hatte.
Bereits in diesen frühen Realisierungen stechen die charakteristischen Merkmale von Pleskots Ansatz deutlich hervor – vor allem kontextuelle (in den 1990er Jahren fast regionalistische) Ansatzpunkte, eine auf den natürlichen Eigenschaften von Materialien basierende Ästhetik und gleichzeitig eine Art Sachlichkeit, Gewöhnlichkeit, Misstrauen gegenüber großen Gesten. Der Architekt strebt nach einer wirklich komplexen Lösung unter Berücksichtigung lokaler, historischer, sozialer und spiritueller Zusammenhänge. Ein großes Thema für Pleskot sind Neuzugänge in historische Umgebungen, er spricht von der „Projektierung mit einer Aquarellmethode“, wenn die Grenzen von Altem und Neuem verschwimmen und „neue Sachen ein Teil des Ganzen werden“. In diesem Zusammenhang sind auch seine anderen Projekte in Litomyšl zu nennen: entweder der nicht realisierte Entwurf eines Kaufhauses auf dem Platz Smetanovo náměstí (1992), die Rekonstruktion der Schlossbrauerei (2006, 2014; 01-133a) oder die Revitalisierung des Regionalmuseums (2014, 01-9).
Im neuen Jahrtausend arbeitet Pleskot schrittweise an mehreren Großaufträgen. Erstens ist es die ČSOB-Zentrale im Prager Radlice (2007) – eine horizontale Struktur mit vielen Atrien, grünen Dächern und fließendem Raum. In den folgenden Jahren verschieben sich seine aktivitäten in den Komplex der ehemaligen Eisenwerke im Unteren Areal von Witkowitz in Ostrava. Das Ziel seiner Arbeit ist es, eine jahrelange unzugängliche Gegend in einen vollwertigen Stadtteil zu verwandeln. Pleskot ist Architekt des urbanen Gesamtentwurfs und vieler Einzelbauten, sei es der Umbau eines Gasbehälters zur Multifunktionshalle Gong (2012), der Neubau der Welt der Technik (2014) oder der Aussichtspunkt auf den Hochofen genannt Bolt Tower (2015). Der Architekt und sein AP ateliér entwarfen auch den Umbau der sogenannten Drei Hallen (Trojhalí), der historischen Gebäude des Kraftwerks der nicht mehr existierenden Kokerei Karolina, zu einem multifunktionalen Zentrum für Kultur und Sport in Ostrava. Das Gebäudepaar der ehemaligen Elektrozentrale (sog. Zwei Hallen - Dvojhalí), mit einer leichten Stahlkonstruktion funktioniert heute als überdachter Platz, das gemauerte Gebäude der Stromzentrale ist beheizt und es gibt hier Turnhallen mit Einrichtungen.
Parallel zu den Projekten in Ostrava arbeitete Pleskot auch an mehreren Einfamilienhäusern und Villen, am Umbau des Dominikanerklosters in der Husova-Straße in Prag sowie an den Plänen des Zentrums Nová Palmovka im Prager Libeň. Diese Gebäudegruppe sollte das Büro des Stadtbezirks Prag 8 sowie eine Reihe von Geschäften und anderen Dienstleistungen beherbergen. In Palmovka wurde 2014 mit dem Bau begonnen, doch der Bau wird durch politische und rechtliche Streitigkeiten behindert. Auch das AP ateliér von Pleskot beschäftigt sich langfristig mit der Zukunft des Hügels des heiligen Kreuzes (sog. Parukářka) im Prager Žižkov.
KJ
1992, 1995 a 1996
Fabrik Megafyt R, Vrané nad Vltavou
1994, 1999 a 2005
Rekonstruktion und Umbau der Fabrik von Adolf R. Pleskot in Atelier, Wohnungen und Galerie, Prag-Holešovice
1995
Restaurant „Lví dvůr“ (Löwenhof) auf der Prager Burg, Prag-Hradschin
1995
Rathaus, Benešov
1995
Villa, Vrané nad Vltavou
1998
Wohnungshaus, Horažďovice
1998, 2002, 2003
Wege durch den Hirschgraben und Durchgang durch den Wall der Pulverbrücke auf der Prager Burg, Rekonstruktion des Hauses des Bärenführers, Prag-Hradschin
2000
Verwaltungsgebäude von Metrostav, Prag-Libeň
2002
Generalkonsulat der Tschechischen Republik, München
2002, 2005
Wohnungshäuser „U Nemocnice“ (Beim Krankenhaus), Leitomischl
2004
Vorlesungssaal im ZOO, Prag-Troja
2006, 2007
Zentrale der Bank ČSOB, Prag-Radlice
2007
Weingut Sonberk, Popice
2012
Stadtvillen in Podolí, Prag-Podolí
2012
Umbau des Gasbehälters zur Multifunktionshalle Gong, Unteres Areal von Witkowitz, Ostrava
2014
Die Welt der Technik, Unteres Areal von Witkowitz, Ostrava
2014
Umbau der sog. Drei Hallen in Karolina, Unteres Areal von Witkowitz, Ostrava
2014
Architektonische Installation an der Fassade der Schlossbrauerei, Leitomischl
2015
Hochofenaufbau, Unteres Areal von Witkowitz, Ostrava
2016
Architektonische Lösung der Ausstellung Tvář (Antlitz), Leitomischl