Der funktionalistische Architekt Karel Tymich, Spezialist für Gebäude mit medizinischer Funktion, wurde im Dorf Lhota nad Moravou in der Region Litovel in die Familie des Müllers Hynek Ignác Tymich geboren. Zwei Jahre nach Karels Geburt zog die Familie nach Prag um. Der Architekt ließ sich hier als Erwachsener nieder und lebte mit seiner Frau Anna in Prag-Nusle (Prag 4).
In den Jahren 1910–1918 studierte Karel Tymich Architektur an der Tschechischen technischen Universität in Prag. Ein Jahr vor Ende des ersten Weltkriegs trat er für drei Jahre in den Militärdienst ein. Nach seinem Abschluss arbeitete er siebzehn Jahre für das Landesamt in Prag. Für das nächste Jahrzehnt (1938–1948) wurde er Angestellter der Versicherungsgesellschaft Fénix (sie wurde später in Staatliche Versicherungsgesellschaft umbenannt). An der Wende der 1940er und 1950er Jahre arbeitete er für Stavoprojekt in Prag. In den Jahren 1951–1959 arbeitete er im Regionalen Nationalausschuss und im Regionalen Institut für nationale Gesundheit in Ústí nad Labem. Auch nach seiner Pensionierung blieb er in den 1960er Jahren beim Regionalen Zentrum für Denkmalpflege und Naturschutz in Ústí nad Labem angestellt. Er starb in Terezín (Theresienstadt) und wurde auf den Friedhöfen von Olšany beerdigt.
Tymich gehörte zum Kreis der Schöpfer um die Prager funktionalistische Zeitschrift Stavba (Bau). In seiner Arbeit wandte er sich Kotěras Prinzip zu, der „wahren Architektur“: ein Gebäude darf seinen materiellen Grund nicht verbergen; daher ließ er in seinen Projekten oft aufgedeckte Abschnitte von „rohem“ Mauerwerk. Es ist für ihn auch eine plastische Aufteilung des Gebäudevolumens mit einer komplizierten Silhouette nach dem Vorbild der niederländischen Bewegung De Stijl typisch, deren Ideen in Tschechien am meisten vom Architekten Jiří Kroha entwickelt wurden. Die Bauten aus Krohas Zeit in Mladá Boleslav (1922–1927) beeinflussten nicht nur Karel Tymich, sondern auch unzählige andere Architekten. Tymich und Kroha kannten sich gut, sie waren Kollegen aus der technischen Abteilung des Landesverwaltungsausschusses, Mitglieder des Architektenklubs und Freunde des Vereins „Socialistická scéna“ (später „Všelidová scéna“ / „Allgemeine Volksszene“). 1923 wurden sie für diesen Verein zusammen mit anderen wegen des Vergehens des Verfalls durch Nachlässigkeit angeklagt. Kroha betraute Tymich mit architektonischen Aufgaben im Zusammenhang mit der Realisierung der Aufführung Nová Oresteia von Arnošt Dvořák im Prager Industriepalast. Der Bau verteuerte sich und die Schauspieler spielten aufgrund einer geringen Besucherzahl nur zwei Vorstellungen. Sie prozessierten dann erfolglos gegen die Architekten, ihren Lohn auszuzahlen.
Tymich konzentrierte sich in seiner architektonischen Arbeit typologisch auf Schulen und insbesondere auf medizinische Einrichtungen. Er entwarf eine Reihe von Krankenhäusern und Krankenhauspavillons (Litomyšl, Kolín, Karlsbad), Krankenhauseinrichtungen, Sanatorien zur Behandlung von Tuberkulose und Institute für psychisch Kranke. Bei den Wettbewerben belegte er Spitzenplätze - 1925 wurde er Dritter im Wettbewerb für den Entwurf des Gebäudes der Krankenkasse in Olmütz. Im selben Jahr entwickelte er ein Projekt für das Gemeindehaus in Nové Benátky, bei dem er ebenfalls als Dritter abschloss.
IL
1927–1932
Krankenhaus (zusammen mit den anderen Architekten – František Maria Černý, L. Provaz)
Kolín
1930–1939
Krankenhaus
Karlsbad
1931–1934
Landesinstitut für Kinder mit Tuberkulose
Cvikov
vor 1934
Fachliche Wirtschaftsschule
Jilemnice
Petra Šternová, Architekturou k uzdravení, meziválečná sanatoria a ozdravovny v Libereckém kraji, Fontes Nissae XVII, 2016, č. 2, s. 2–35.
PV [Pavel Vlček], heslo Tymich, Karel, in: Pavel Vlček (ed.), Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004, s. 675.
Prokop Toman, Nový slovník československých výtvarných umělců II, L–Ž, Praha 1950, s. 615.