František Bílek gilt als eine der ausdrucksvollsten Persönlichkeiten der tschechischen Jugendstilsymbolik. Sein frühes Werk mit seiner außergewöhnlichen Originalität, die sich aus einer tiefen persönlichen, mystisch religiösen Erfahrung ergibt, überschreitet die Grenzen des tschechischen Gebiets. In seiner Arbeit widmete er sich Skulptur, Grafik, Zeichnung, Architektur und entwarf Kirchen- und Wohnungsinnenräume sowie eine Buchbinderei.
Nach seinem Studium am Gymnasium in Tábor arbeitete er von 1887 bis 1890 an der Akademie der bildenden Künste in Prag bei Maximilián Pirner. Aufgrund des Problems eines angeborenen Augenfehlers (partieller Daltonismus), welcher es ihm unmöglich machte, bestimmte Farben zu erkennen, ging er zu Josef Maudr, um an der Staatlichen Industrieschule in Prag Bildhauerei zu studieren.
1890 erhielt er ein Stipendium von Vojtěch Lanna und im Januar 1891 fuhr er nach Paris an die private Colarossi-Akademie. Die hier geschaffenen Werke Golgota, hora lebek (Golgota, der Schädelberg) und Orba je naší viny trest (Ackern ist eine unserer Schuld Bestrafung) aus dem Jahr 1892, wichen mit ihrem ausdrucksstarken Naturalismus von der traditionellen Konzeption religiöser Themen ab, und wurden von der Stipendienkommission in Prag nicht positiv aufgenommen und so entzogen sie Bílek sein Stipendium. So kehrte er in seine Heimatstadt Chýnov zurück, wo er ein Haus mit Atelier baute. Später lebte und arbeitete er in einer Villa in Prag. Er unternahm mehrere Studienreisen nach Italien, Deutschland und Frankreich. Er war Mitglied der Vereinigung der bildenden Künstler „Mánes“, des Vereins „Umělecká beseda“ und der Vereinigung der tschechischen Grafiker „Hollar“.
Trotz der anfänglichen ablehnenden Kritik gab František Bílek seinen Weg nicht auf, er schafft in Einsamkeit. Seine Arbeit spiegelt ein tiefes religiöses Gefühl, quälende Fragen nach der Bedeutung menschlicher Existenz und visionäre Träume wider. 1899 entsteht eines seiner Hauptwerke - Krucifix, in dem die Christusfigur zur Personifikation schmerzhafter Schuldgefühle wurde.
Neben religiösen Themen beschäftigte er sich mit dem Schicksal der tschechischen Nation, dachte über die Bedeutung ihrer Geschichte nach und appellierte an ihr geistiges Erwachen. Er wandte sich auch den Figuren der nationalen Geschichte zu - Jan Hus (1901) oder Jan Žižka se zvednutou pravicí (Jan Žižka mit gehobener rechter Hand - um 1912). Vor allem sein Interesse an der Figur von Jan Hus und anderen Motiven der tschechischen Reformation brachte ihn der heutigen tschechoslowakischen hussitischen Kirche näher, in deren Gemeinden wir einige seiner Werke finden können.
Seinen skulpturalen Arbeiten dominieren Holzschnitzereien, er arbeitete auch mit gebranntem Ton. Er schuf eine Reihe von Grabsteinen und Denkmälern. Er widmete sich auch dem Zeichnen und der Grafik, insbesondere der Holzschnitttechnik. Er illustrierte Bücher, u. a. seiner engsten Freunde, wie den Schriftstellern Julius Zeyer und Otokar Březina. Er veröffentlichte seine Gedanken und Überlegungen in einer Reihe von Texten, in Büchern Stavba budoucího chrámu v nás (Der Bau des zukünftigen Tempels in uns - 1908) und Jak mi dřeva povídala (Wie mir die Hölzer erzählt haben - 1946).
ZT
1909
Žal (Kummer)
Grab von Václav Beneš Třebízský, Prag-Vyšehrad
1922
Obětovaný (Geopfert)
Hořovice (kleiner Park vor dem Schloss)
1923
Jan Blahoslav
Horní náměstí, Přerov
1924
Bedřich Smetana
Jabkenice
1928
Mistr Jan Hus (Meister Jan Hus)
Husovy sady, Tábor
1932
Tvůrce a jeho sestra Bolest (Schöpfer und seine Schwester Schmerz)
Grab von Otokar Březina, Jaroměřice nad Rokytnou
Petr Wittlich, Sochařství české secese, Praha 2000, s. 142–181.
Vojtěch Lahoda – Mahulena Nešlehová (ed.), Dějiny českého výtvarného umění (IV/1) 1890/1938, Praha 1998, s. 98–106.
MM [Marcela Mrázová], heslo Bílek, František, in: Anděla Horová (ed.), Nová encyklopedie českého výtvarného umění I, A–M, Praha 1995, s. 69–70.