Der Maler, Grafiker, Illustrator, Typograf, Restaurator, Theoretiker der bildenden Kunst und Dichter Václav Boštík ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der tschechischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Er wurde in der sogenannten Ležák-Mühle geboren - einem historisch denkwürdigen Ort, dessen Geschichte sogar mit dem berühmten Bauernrebellen Lukáš Pakosta verbunden ist und bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Sein Vater, der Müller Václav Boštík senior, liebte Literatur, pflegte Musik, fotografierte und malte sehr gut, was dem Maler Ferdinand Engelmüller auffiel und ihm die Möglichkeit einer akademischen Kunstausbildung bot. Auch der Bruder des Müllers František (katholischer Priester, Gymnasialprofessor in Chotěboř) und sein zweiter Sohn - Jan, der die Mühle von seinem Vater übernahm, hatten eine künstlerische Neigung und Begabung.
In den Jahren 1925–1933 besuchte Václav Boštík das Gymnasium in Litomyšl. In den Jahren 1933–1937 studierte er eine Professur für Zeichnen und darstellende Geometrie in Prag an der Universität für Architektur und Bodenbau an der Tschechischen technischen Universität (unter anderem bei Cyril Bouda, Oldřich Blažíček oder Zdeněk Wirth) und an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität, wo er unter anderem Vorlesungen des Mathematikers Vojtěch Jarník und des Philosophen Emanuel Rádl hörte. 1937 trat er in die Akademie der bildenden Künste in Prag ein - das Schuljahr 1937/1938 verbrachte er im ersten Jahrgang der allgemeinen Schule bei Jakub Obrovský, dann bis November 1939 (d. h. bis zur Schließung der tschechischen Universitäten) besuchte er das Atelier von Willi Nowak; anschließend setzte er sein Studium von Juli bis September 1945 an der Grafikschule von Vladimír Pukl fort, legte aber erst am 6. Juni 1946 die letzten Prüfungen ab. Der anschließende Versuch, an der schon genannten Universität Architektur zu studieren, wurde nach einem Jahr durch den Geldmangel beendet.
Die Anzahl der Werke dieses lebenslänglich gläubigen praktizierenden Katholiken, eines Mitarbeiters im Labor zur Forschung der höheren Nerventätigkeit der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften, eines Mitglieds des Vereins „Umělecká beseda“ (Künstlerische Unterhaltung) und der Gruppe UB 12, eines unbequemen Künstlers für das kommunistische Regime (insbesondere unter der sogenannten Normalisierung), ist riesig. Dazu gehören zum Beispiel der Vorhang des Volkshauses in Poříčí bei Litomyšl (1939), Glasmalereien für die Fenster der Kapelle St. Johannes, der Täufer im St.-Veits-Dom (1940, unrealisiert), Altarbild der Kirche des Göttlichen Erlösers in Ostrava (1951–1954, mit den Architekten Jaroslav Čermák, Jiří Mrázek und Adriena Šimotová), 77 298 Namen von Holocaust-Opfern aus Böhmen und Mähren an der Wand der Pinkas-Synagoge in Prag (1954–1959, mit Jiří John), Gemälde für den Warteraum des Abfertigungsgebäudes für Auslandsflüge in Prag-Ruzyně (1961–1962) oder der restaurierte Sgraffito-Mantel des Schlosses in Litomyšl (1974–1986). Die Anfänge seines Schaffens wichen nicht wesentlich vom üblichen realistischen Rahmen ab. Bald jedoch machte er sich auf seinen eigenen Weg – nach einigen Peripetien erreichte er in den 1950er Jahren nach dem Vorbild von Joan Miró die extreme Vereinfachung, als er eigene Zeichen schuf. In den frühen 1960er Jahren verließ er die Zeichenformen, um in seinen späten Lebensjahren kosmogonische Prozesse, kosmische Strukturen und Kraftfelder darzustellen; die Oberfläche der Leinwand wurde zu einer Analogie zum Weltraum und er betrachtete die Malerei fast als wissenschaftliches Experiment. Man sagt, dass seine Abstraktion infolgedessen eine Realität offenbart, die dem durchschnittlichen Betrachter bisher entging. Dies konnte das aufgeschlossene Publikum beispielsweise in Litomyšl bei der großen Ausstellung „Hledání ztraceného ráje – Václav Boštík (1913–2005)“ (Die Suche nach einem verlorenen Paradies - Václav Boštík - 1913–2005) sehen, die von Jaromír Zemina toll vorbereitet wurde.
Nach 1989 wurde Boštíks Werk schließlich von offiziellen Stellen als bedeutender Beitrag zum kulturellen Leben anerkannt und der Maler erhielt eine Reihe von Auszeichnungen: 1991 wurde er vom französischen Kulturminister zum Ritter des Ordens für Kunst und Literatur ernannt, 2000 wurde er Ehrenbürger von Litomyšl, 2004 verlieh ihm der Präsident der Tschechischen Republik die Verdienstmedaille (1. Grad) und im selben Jahr erhielt er den Preis des Kulturministeriums für seinen Beitrag auf dem Gebiet der bildenden Kunst.
SV
1935
U altánku u mlýna (An der Laube bei der Mühle)
private Sammlung
1937
Melancholie
private Sammlung
Autoportrét (Selbstporträt)
Stadtgalerie Leitomischl
1938
Ukřižování (Kreuzigung)
private Sammlung
Anfang der 1940er Jahre
Zátiší s dýmkou a sklenicí (Stillleben mit Pfeife und Glas)
private Sammlung
1945
Piaristenkirche in Leitomischl
private Sammlung
1947
Černá hlava (Schwarzer Kopf)
private Sammlung
1954
Lebka VI (Schädel VI)
Nationalgalerie
1959
Antický bojovník (Antischer Kämpfer)
private Sammlung
1963
Shlukování (Ansammlung)
private Sammlung
1964
Barevná architektura (Farbige Architektur)
Stadt Leitomischl (Geschenk des Autors aus dem Jahr 2000)
1967
Rýhující se pole (Das sich rillende Feld)
Regionale Galerie in Liberec
1969
Otáčení II (Drehung II)
Nationalgalerie
1970
Obraz pole (Bild des Feldes)
Galerie der bildenden Kunst in Cheb
1973
Rýhování (Das Rillen)
Galerie von Benedikt Rejt in Louny
1974–1975
Vrásnění (Faltenbildung)
private Sammlung
1980
Vznikání I–IV (Entstehung I-IV)
private Sammlung
1989
Nebeský Jeruzalém (Himmlisches Jerusalem)
private Sammlung
1989–1990
Rozpínající se mlhovina (Der sich ausdehnende Nebel)
private Sammlung
1995
Genesis 1/4
private Sammlung
Turínské plátno (Turiner Leinen)
Galerie der modernen Kunst in Roudnice nad Labem