Die Malerin, Zeichnerin, Illustratorin und Bildhauerin Helga Hošková-Weissová beschäftigt sich in ihrer Kunst hauptsächlich mit dem Thema Holocaust, den sie als Mädchen aus einer jüdischen Familie erlebte.
Im Jahre 1941 wurde die 12 Jahre alte Helga in das Ghetto nach Theresienstadt deportiert. Hier entstanden mehr als 100 außergewöhnlich beeindruckende Zeichnungen und Tagebucheinträge, die den Alltag im Ghetto und schreckliche Kriegsereignisse darstellen. Bevor sie 1944 in den Transport nach Auschwitz einstieg, vertraute sie ihre Unterlagen ihrem Onkel Josef Polák an, der sie in der Magdeburger Kaserne zumauerte, wo sie bis Kriegsende versteckt waren.
Als Wunder überlebte Helga Weissová ihren Aufenthalt in den Konzentrationslagern in Auschwitz und Mauthausen, sowie die schwierige Heimreise nach Prag, wohin sie 1945 zurückkehrte. Im folgenden Jahr ergänzt sie ihre Tagebücher und Zeichnungen durch andere Kriegserfahrungen und schuf so einen ausgereiften Zyklus dramatischer und existenziell eingestellter lavierender Federzeichnungen, mit dem sie die frühere Kinderarbeit vervollständigt. Diese Zeichnungen werden auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. 2012 wurden ihre Kriegsnotizen auch in einem Buch mit dem Titel Deník 1938–1945 (Tagebuch 1938-1945) herausgegeben.
1945 begann sie das Gymnasium zu besuchen, aber nach einem Jahr nur extern, weil sie sich parallel dazu dem Vollzeitstudium an der Staatlichen Grafikschule in Prag widmete. Anschließend wird sie von Emil Filla in das Atelier für monumentale Malerei an der kunstindustriellen Hochschule in Prag aufgenommen, wo sie auch die Ateliers von Antonín Pelc und Alois Fišárek besucht; sie schließt das Studium im Jahr 1955 ab.
In der ersten Hälfte der 1960er Jahre setzt sie sich mit ihren Kriegserfahrungen in ausdrucksstark konzipierten monumentalen Gemälden aus dem Zyklus Kalvárie auseinander. 1965 lebte sie in der Kunstkolonie Ein Hod in Israel, was zu einer Veränderung ihres künstlerischen Ausdrucks führte - sie ist abstrakter und auf thematischer Ebene verlässt sie die figürliche Darstellung zugunsten der Landschaft. Nach 1968 kann sie ihre Arbeiten nicht mehr öffentlich präsentieren. Sie ist daher in pädagogischen Aktivitäten tätig. In ihrer freiberuflichen Arbeit widmet sie sich Themen wie Zerstörung, Vereitelung, Trauer und traditionelle jüdische Motive.
Eine Gedenktafel mit einem Relief der Künstlerin zum Gedenken an das Schicksal der Juden während des zweiten Weltkriegs wurde 1991 in Prag-Holešovice enthüllt. Das gleiche Thema behandelt ein von ihr geschaffenes Denkmal, das 2012 an der Stelle der zerstörten Synagoge in Litomyšl (02-1048) errichtet wurde.
ZT
1958
Illustrationen zum Buch von Arnošt Lustig „Noc a naděje“ (Nacht und Hoffnung)
1962–1964
Zyklus der Gemälden mit dem Namen Kalvárie
1968
Zyklus der Gemälden mit dem Namen Mea šearim
1991
Gedenktafel mit einem Relief, das an das Schicksal der tschechischen Juden während des zweiten Weltkriegs erinnert
Veletržní ulice 1502/20 Praha-Holešovice
Helga Hošková–Weissová, Deník 1938–1945, Brno 2012
IMe [Ivana Melicharová-Panochová], heslo Hošková-Weissová, Helga, in: Anděla Horová (ed.), Nová encyklopedie českého výtvarného umění. Dodatky, Praha 2006, s. 297–298.