Der Glaskünstler und Bildhauer Ivan Kolman ging in die Geschichte der bildenden Kunst vor allem als Schöpfer einzigartiger geschliffener und sandgestrahlter Glasbilder ein, die weder in künstlerischer, noch in handwerklicher Hinsicht Analoga in der Welt haben.
Als großer Bewunderer der Arbeit von Jiří Trnka überlegte Kolman, nach seinem Abitur Film (mit Schwerpunkt Puppenschauspiel) zu studieren. Schließlich entschied er sich für ein Glasstudium, das er von 1962 bis 1968 an der Prager kunstindustriellen Hochschule im Atelier des renommierten Glaskünstlers und Bildhauers Stanislav Libenský abschloss. Vor dem Ende seines Studiums 1967 hielt er sich kurz am Royal College of Art in London auf (er kehrte dann 1980 nach Großbritannien zum Studium zurück). Im selben Jahr nahm er an der Weltausstellung Expo 1967 in Montreal teil. Dank Skloexport, einem 1948 gegründeten Unternehmen mit Sitz in Liberec, das Glasprodukte exportierte und importierte, stellte Kolman in den 1970er und 1980er Jahren (sogar im damals feindlichen Westen) fast ununterbrochen im Ausland aus. Er unterrichtete fast fünfzehn Jahre lang an der kunstindustriellen Mittelschule und der Höheren Berufsschule in Jablonec nad Nisou.
Kolmans einzigartige Methode besteht darin, mit flachen Glasplatten zu arbeiten, die mit dem Keilschnitt geschliffen und sandgestrahlt werden. Die entstandenen Reliefs, denen sorgfältige Zeichnungsstudien vorausgehen, passt Kolman auf einen kontrastierenden dunklen Hintergrund, der die Seidenmatte des Keilschnitts hervorhebt. Er wendet seine Technik nicht nur auf Gemälde „traditioneller Formate“ an; er verwendete sie auch in mehreren großen Platten für die Architektur (z. B. Schaufenster der Geschäfte oder eine vier Meter lange Komposition Praha von 1986 für das Prager Telekommunikationsamt, die aus mehreren Einzeltafeln besteht).
Inspiration sucht er in der Musik für die Themen der Bilder, die formal an der Grenze zwischen Abstraktion und Realität gehalten werden, anfangs wurde er auch vom Vogelreich beeinflusst. Leitmotiv seiner zeitgenössischen Arbeit ist der menschliche Kopf, der verschiedene Emotionen verkörpert, z. B. Bilder Vezír (Wesir),Lazar (Lazarus), Duch (Geist), Smutek (Traurigkeit) oder Prorok (Prophet). Sein wohl prestigeträchtigster Auftrag war die Schaffung eines „offiziellen Geschenks“ der Tschechoslowakischen sozialistischen Republik an Papst Johannes Paul II. anlässlich der Heiligsprechung von Anežka Česká (Agnes von Böhmen) 1989.
Ivan Kolman lebt und arbeitet derzeit in Liberec, wo er Mitglied der Liberecer Union bildender Künstler ist. Er entwickelt seine Methode weiter und experimentiert mit dem Einsatz der Technologie der Vakuum-Metallisierung. Er widmet sich unter anderem dem behinderten Maler Petr Šrámek vom Institut in Hodkovice, der seine Bilder mit den Füßen malt.
AW
1979
Dekoration des Hotels Morava
Loděnická 13, Pohořelice
1986
Dekoration der Internationalen und interurbanen Telefon- und Telegrafzentrale (Komposition Praha)
Fibichova 1500/21, Prag-Žižkov
1989
Staatsgeschenk an Papst Johannes Paul II. anlässlich der Heiligsprechung von Anežka Česká (Agnes von Böhmen)
1990
Dekoration des Hotels Merkur
Anenské nám. 4340/8, Jablonec nad Nisou
AL [Antonín Langhamer], heslo Kolman, Ivan, in: Anděla Horová (ed.), Nová encyklopedie českého výtvarného umění. Dodatky, Praha 2006, s. 396, 397.
Alena Malá (ed.), Slovník českých a slovenských výtvarných umělců 1950–2000 V, Ka–Kom, Ostrava 2000, s. 108.