Der Maler religiöser, allegorischer und symbolischer Themen, František Urban, war um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts einer der führenden Vertreter der bildenden Kunst mit religiöser Thematik, die ein wichtiger Bestandteil des künstlerischen Schaffens dieser Zeit war. Für die Weise der Lösung kirchlicher Themen gehörte er zu den populären Künstler, denen repräsentative Aufträge erteilt wurden.
Er wurde im Prager Karlín in eine Schusterfamilie geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Porzellanmaler in einer Fabrik in Prag - Libeň und war seit 1885 Schüler von František Ženíšek an der Kunstindustrieschule in Prag, wo er auch nach dem Abschluss des Studiums bis 1893 lehrte. Er illustrierte Gesellschaftszeitschriften und Märchen, entwarf die österreichische Hundertkrone, Aktien, Diplome oder Plakate, vor allem aber dekorierte er – manchmal mit Hilfe seiner Frau, ebenfalls künstlerisch tätig – die Innenräume und Fenster einiger Kirchen und Kapellen, wobei das Gemälde in der Kirche von St. Peter und St. Paul in Vyšehrad als sein Meisterwerk (27 Heilige an den Pfeilern des Kirchenschiffs, dekorative Ornamente und Engelsfiguren an den Wänden und Gewölben) betrachtet wird. Im Theater in Prag - Vinohrady schuf er ein Deckengemälde mit dem Thema Huldigung der Kunst der Heimat. Er malte Vorhänge für das Smetana-Haus in Litomyšl und das Theater in Pardubice - der Vorhang in Litomyšl, der immer benutzt wird, zeigt die Dorfbewohner, die von der Illusion der von dem Engel geschützten Muse überrascht sind, die für sie Harfe spielt; der Vorhang in Pardubice brannte 1931 nieder. Er war Mitglied des Verbandes bildender Künstler (Jednota umělců výtvarných), 1912 wurde er korrespondierendes Mitglied der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Sein Leben wurde durch Tuberkulose vorzeitig beendet.
František Urban kann als Vertreter einer „eklektisierenden“ Richtung beschrieben werden, die die ältere akademische Tradition mit dem Jugendstil verbindet, als Schöpfer des Stils des kirchlichen Jugendstils. Er schrieb über seine Arbeit für die Vyšehrad-Kirche (1902–1904): „Die Erfahrung, dass die Vorstellung irgendeiner Heiligenfigur in abstrakter, zu übernatürlicher Form fremd erscheint, führte dazu, dass diese Figuren märchenhafter, sagenhafter werden, um ihnen eine zugänglichere Form zu den Menschen zu geben (…), weil die Kirche für alle Schichten des Volks der zugänglichste Ort und von einigen Schichten nur so ein besuchter, reicher verzierter Ort ist.“ Allerdings ist nicht zu übersehen, dass es den dekorativen selbst märchenhaften weltlichen Figuren etwas an spirituellem Gehalt fehlt.
SV
1892
Neujahrskarte Sammlung von Patrik Šimon
1902
Anděl (Engel) private Sammlung
1906
Vidění sv. Markéty (Vision der St. Margarete) Altarbild in der Kirche der St. Margarete in Paršovice
Legenda tříkrálová (Legende der Heiligen Drei Könige) Sammlung von Patrik Šimon
1910
Madona v růžích (Madonna in Rosen) Galerie der modernen Kunst in Hradec Králové
Otto M. Urban, Tajemné dálky. Symbolismus v českých zemích 1880–1914, Řevnice – Olomouc – Praha 2014, s. 110, 111.
Adam Hnojil, Jeden svět nestačí. Poklady umění 19. století ze sbírky Patrika Šimona, Praha 2014, passim.
Patrik Šimon, Konec (s)nové epochy. Umění secese a symbolismu ze sbírky Patrika Šimona, Praha 2012, passim.
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