Der Pilsner und Prager Architekt und Pädagoge Jan Šula war einer der relativ konservativen Schöpfer des Späthistorismus und ein treuer Anhänger des Akademismus und der Neorenaissance in der Architektur.
In den Jahren 1879–1885 studierte er Bodenbau an der Tschechischen technischen Universität in Prag und arbeitete anschließend kurzzeitig bei dem Professor Jan Koula und im staatlichen Baudienst. 1891 wurde er Professor an der Pilsner Industrieschule und widmete sich unter anderem der Erstellung von Lehrbüchern (z. B. das Lehrbuch Tvarosloví (Morphologie) von 1900). In Pilsen arbeitete er bis 1906, dann wechselte er an die Industrieschule in Prag, deren Direktor er 1914 wurde.
Die meisten seiner Projekte betrafen Pilsen oder Prag, darunter dominierten die Entwürfe von Bürgerhäusern und großen öffentlichen Gebäuden. Seine bekannteste und zugleich umstrittenste Realisierung war das aus denkmalpflegerischer Sicht problematische Gebäude der Kleinseitner Vorschusskasse in Prag an der Ecke der Mostecká-Straße und des Kleinseitner Platzes aus dem Jahr 1895. In seinem berühmten Manifest Bestia triumphans zögerte Vilém Mrštík nicht, sie einen Störer des „schönen Prospekts der Mostecká-Straße zu nennen, der auch den Blick auf den St.-Nikolaus-Tempel versperrte und der aufgrund des Fehlens des Laubengangs den gesamten Eindruck von dem Kleinseitner Platz schändete“.
Das architektonische Konzept von Šulas Gebäuden war in der Tat eines der konservativeren, fest verwurzelt in der Tradition des Historismus des 19. Jahrhunderts, in die der aktuellere Jugendstil nur schwer durchdringen konnte.
AŠ
1892
Hausfassade, Dominikánská 282, Pilsen
1892
Eckhausfassade, Plachého, Pilsen
1893–1895
Kleinseitner Vorschusskasse, Malostranské náměstí 38 / Mostecká 40, Prag - Kleinseite
1897
Sportgebäude Sokolovna, Prag - Kleinseite (mit Viktorin Šulc)
1898
Haushälterinnenschule in Pilsen
1898
Molkerei und Molkereischule in Pilsen
1898
Bürgerhaus, Opletalova 1964, Prag - Neustadt (mit Alfons Wertmüller)
1910
Wohnhaus für die Beamten der Zuckerfabrik, Libáň
1911
Leopold Hajíček Geschäftshaus
Žižkovo náměstí/ Žižka-Platz, Budweis