František Vlach, ein bedeutender Projektant und Baumeister von Litomyšl, aber auch Legionär (Träger mehrerer Auszeichnungen), Mitglied des Sportvereins Sokol, Theateramateur und Sänger, prägte mit seinen vielfältigen Tätigkeiten das Aussehen von Litomyšl fast während der gesamten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts grundlegend.
Er stammte aus einer Landwirtschaftsfamilie. Nach einer Ausbildung zum Maurer und Zimmermann studierte er 1900–1904 an der Bauabteilung der Höheren Industrieschule in Pilsen. Anschließend arbeitete er als Bautechniker bei Maurermeistern in Prag in Smíchov und in Humpolec. Von 1906 bis 1908 war er Projektant im Büro des Architekten Ladislav Skřivánek in Wien und in der Prager Firma Pohl & Kutsche.
Im April 1909 kam er auf Wunsch des Baumeisters Josef Kreml nach Litomyšl, der ihm die Positionen des selbständigen Projektants und Bauleiters für zahlreiche Bauten in der Region anvertraute. Nach dem Ende des ersten Weltkriegs, den er in Russland verbrachte, wo er an einer Reihe von Bauprojekten teilnahm, kehrte Vlach nach Litomyšl zurück, um dort 1920 die Firma von Josef Kreml „Nachfolger Vlach & Trešl“ mitzubegründen, der es an Aufträgen sicherlich nicht mangelte; sie realisierte Bauten ganz unterschiedlicher Typologie: vom Mietshaus über ein Kino, ein Sportgebäude Sokolovna bis hin zur Kanalisation des unteren Vororts, Autogaragen oder einem Wirtschaftsgebäude des Krankenhauses. Um die Mitte der 1920er Jahre machte er sich - schon mit einem Ingenieurtitel - selbstständig und sein Unternehmen prosperierte relativ gut: 1938 arbeiteten dort 60 Menschen.
Vlachs eigene Arbeit, in der Einfamilienhausprojekte dominierten, war zwar modern, konnte sich aber nicht von einer gewissen Mäßigung, manchmal sogar Demut, befreien. Es entsprach dem konservativen Geschmack des Leitomischler Klientels, die sich in der Zwischenkriegszeit nicht mit den neuesten Architekturtrends identifizierte und Vlach daher keine Gelegenheit bot, mit Kubismus, Purismus oder Funktionalismus zu „kokettieren“. Vlachs „mutigste“ Realisierung bleibt somit die sogenannte Frey-Villa in der Bahnhofsnähe (Nr. 428) von 1931–1932, deren purisierende Fassade sich durch das bisher sauberste und einfachste Konzept im Kontext der Stadt auszeichnete.
1939 wurde Vlach für einige Wochen im Gefängnis auf der Burg Wartburg in Deutschland inhaftiert; er wurde entlassen mit der Vereinbarung, dass er laut beiliegender Zeichnung sofort mit dem Bau einer massiven „Befestigung“ bei der Post beginnt. Nach der Befreiung beschäftigte das Unternehmen Ing. František Vlach, Baumeister in Litomyšl, ca. 25 Männer. Die Existenz des Unternehmens endete im März 1948 mit der Einführung der Nationalverwaltung, der anschließenden Verstaatlichung und Eingliederung in den Wildenschwerter (Ústí nad Orlicí) Betrieb des nationalen Unternehmens Československé stavební závody (Tschechoslowakische Baubetriebe).
AŠ - SV
zwischen 1920 und 1925
Kanalisation des unteren Vororts, Leitomischl
Autogaragen, Leitomischl