Václav Šilhavý war einer der aktivsten Baumeister von Leitomischl im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, aber sein Leben und Werk sind noch fast unbekannt und unerforscht. Obwohl das architektonische Niveau seiner Gebäude die regionale Bedeutung nicht überschreitet, zeugen die Häufigkeit und das Prestige der gewonnenen Aufträge von der souveränen Stellung von Šilhavý unter den Baumeistern, die zu dieser Zeit in der Region Leitomischl tätig waren.
Er ließ sich 1902 in Leitomischl nieder, erhielt am 20. September 1907 die Baukonzession und begann bald mit der Planung von Gebäuden verschiedener Typologien, die aber oft nicht realisiert wurden - wie das eklektische, aber vom Grundriss her interessante Projekt der Leitomischler Synagoge aus dem Jahr 1908. Unter denen, deren Bau realisiert wurde, erwähnen wir kleine, traditionell gestaltete Einfamilienhäuser bei der heutigen Sokolovská-Straße (in der Nähe des damals noch geplanten Stadtteils „Husovka“ - 07-VP1), einige Arbeiterhäuser oder ein Entwurf für den Bau des sogenannten Tietz-Hofs in Genua. An der Wende des ersten und zweiten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts umfasste sein „Projektionsrepertoire“ prestigeträchtige Aufträge für den Bau von drei Schulen – in Dolní Újezd (V-10), Osík und Horní Újezd-Krásňoves.
Nach dem ersten Weltkrieg verlor Šilhavý keine bedeutenden Aufträge. Bereits 1921 entwickelte er sein vielleicht bekanntestes Projekt, nämlich das Projekt des Volkshauses in Leitomischl (06-392), das nach der Gründung der Tschechoslowakei das erste prächtige öffentliche Gebäude der Stadt wurde. In den folgenden zwei Jahren übernahm er nicht nur die Entwürfe von Ausstellungs-„Villen“ auf exponierten Grundstücken im neu gebauten Masaryk-Viertel (04-610, 04-597), sondern auch den Umbau der evangelischen Kirche in Lány (02- 42). Mit weiteren Arbeiten am Sakralbau traf er sich dann noch 1926 in puristischem Neorenaissance-Entwurf der Gestaltung der St.-Martin-Kirche in Dolní Újezd.
Vom Stil her bewegte sich Šilhavý mehr oder weniger ständig in den Intentionen des Historismus, insbesondere der Neorenaissance, und des Dekorativismus. Seine Bauten aus der Nachkriegszeit haben teilweise einen Jugendstil-Charakter, aber nicht aus der Perspektive der Architektur, sondern dank einer hochwertigen Stuckdekoration, die meist von Suchardas Schüler Ludvík Vocelka realisiert wurde.
AW – SV
1910
Schule
Horní Újezd-Krásňoves
1910–1912
Bürgerschule von Újezd
Osík
1925
Einfamilienhaus des Ehepaars Agar
Leitomischl
Anna Šubrtová, Moderní, ale ne radikální. Architektura a urbanismus Litomyšle první poloviny 20. století, Pomezí Čech, Moravy a Slezska, sv. 15, 2014, s. 183–286.
JH [Jiří Hilmera], heslo Šilhavý, Václav, in Pavel Vlček (ed.), Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004, s. 641.