Als Václav Havel 1994 das Schloss Litomyšl als Treffpunkt für die sieben mitteleuropäischen Präsidenten auswählte, hatte er wahrscheinlich nicht geahnt, dass dies das Interesse an der gegenüberliegenden, heruntergekommenen Brauerei wecken würde. Die Absicht eines privaten Unternehmens, hier ein Luxushotel nach dem Projekt von Viktor Rudiš zu bauen, wurde abgelehnt und es wurde beschlossen, dass die Europäische Allianz YMCA die Brauerei nutzen wird. Sie schufen hier ein Ausbildungszentrum mit Unterkünften. Der damalige Bürgermeister von Litomyšl, Miroslav Brýdl, beauftragte den Architekten Josef Pleskot mit dem Wiederaufbau, dessen nicht realisierter Entwurf des Kaufhauses Senquar auf dem Platz (01-71) von 1993 ihn ansprach. Die erste Phase des Wiederaufbaus (2004–2006) betraf die Teile östlich des Durchgangs durch die Brauerei, und während der zweiten Phase (2011–2014) wurden die verbleibenden Räume auf der Westseite erneuert.
An der Form der Brauerei hinterliesen mehrere historische Epochen ihre Spuren, sodass für den Wiederaufbau ein durchdachter Denkmalansatz erforderlich war. Die Brauerei wurde in der Renaissance gebaut und das Mauerwerk des gotischen Kapitels wurde teilweise für den Bau verwendet. Der Barockarchitekt František Maxmilián Kaňka transformierte die Brauerei in ein würdiges Gegenstück zum Schloss und integrierte es urbanistisch in die Umgebung. Die Brauerei war von einem Mansardendach gekrönt, hatte eine monumentale Fassade mit Blick auf das Gebiet vor dem Schloss und einen Durchgang, der axial mit dem Hauptschlosstor verbunden war. Während des 19. Jahrhunderts wurde das ursprüngliche Renaissance-Barock-Konzept durch eine Reihe ulitaristischer Anbauten abgeändert.
Während Mojmír Horyna, ein renommierter Experte für Barockarchitektur, in den 1980er Jahren die Wiederherstellung des ursprünglichen Renaissance-Barock-Erscheinungsbilds vorschlug (auch auf Kosten der Beseitigung späterer Eingriffe), betrachtete Josef Pleskot alle erhaltenen historischen Konstruktionen als gleichwertig. Pleskot stimmte dem Denkmalberater Petr Štoncner zu, dass alle modernen Elemente, die im Innenraum verwendet werden, die Entstehungszeit in ihrer Form zulassen sollten. Die umgesetzten Modifikationen sind nicht so bedeutend wie einige der ursprünglichen Ideen von Pleskot (z. B. ein Glasschornstein, der sich auf die ursprüngliche industrielle Funktion bezog, oder die Eingangstür mit einem Bild Christi von Jan Merta), die erfolgreich die Atmosphäre eines Industriegebäudes evozieren.
Die Brauerei bietet Unterkunft in zwei Preiskategorien - Hostel und Hotel. Aus monumentaler Sicht war die Beleuchtung der Dachgeschoss-Hostelzimmer innovativ. Die Fenster in Form von schmalen Schlitzen sind unter einer leicht erhöhten Abdeckung verborgen, sodass die Silhouette des Daches nicht durch moderne Dachgauben gestört wird. Die unauffälligen Fensteröffnungen sind nicht einmal verglast, da die Dachstühle mit durchsichtigen Polycarbonatfolien bedeckt sind. Im Innenraum wurde das Fachwerk sichtbar gelassen, was den Hostelzimmern einen utilitaristischen Charakter verleiht. Dies wird durch andere Elemente wie Möbeln aus Holz oder Metallgitterbrücken verstärkt, die den Zugang zu den oberen Räumlichkeiten ermöglichen. Die Hotelunterkunft ist großzügiger und bietet helle Maisonette-Zimmer und Zimmer mit Blick auf die Arkaden des Schlosses. Im Erdgeschoss der Brauerei gibt es eine Rezeption und ein Schulungszentrum. Der Kommunikationsknoten ist der Innenhof mit der Statue „Čestmír“ von Olbram Zoubek, in den Pleskot eine subtile Metalltreppe einfügte, die an den zweckmäßigen Stil einer Fabrik erinnern soll. Er betonte die rohe Schönheit der unverputzten Wand, indem er die ursprünglichen Strukturen verfugte und sichtbare Spuren hinterließ.
In der rekonstruierten Brauerei verflechten sich die erhaltenen historischen Schichten zu einem malerischen Ganzen und die sichtbaren Altersspuren rufen beim Betrachter ein vages Gefühl der vergangenen Zeit hervor. Während die Romantiker im 19. Jahrhundert die Schönheit mittelalterlicher Ruinen bewunderten, erleben die Menschen des 21. Jahrhunderts ähnliche Gefühle in den Ruinen von Industriegebäuden. Dem Studio AP ateliér ist es gelungen, der Brauerei einen neuen Nutzen zu geben, ohne jedoch die „romantische“ Atmosphäre eines Industriegebäudes auszulöschen.
EK