Das Gebäude des Gebetsraums des Hus-Chores hat im Laufe der Jahrhunderte mehrmals den Besitzer und die Funktion gewechselt. Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts, als es einer großen Rekonstruktion nach dem Projekt von Theodor Jahn unterzogen wurde und eine neue Fassade in einem Rundbogenstil erwarb, wurden hier kurzzeitig die Stadtbüros untergebracht, gefolgt von verschiedenen Schulen (Realschule, Mädchenschule, Handwerkerschule).
Als 1930 der letzte Mieter – die Handwerkerschule (damals die Masaryk-Landesindustrieschule) – im Masaryk-Stadtviertel in ein neues Gebäude (04-659) umzog, wurde das Gebäude zusammen mit dem Nachbarhaus Nr. 151 von der Tschechoslowakischen Kirche gekauft. Nach dem Projekt des Baumeisters Josef Petříček aus Choceň führte man eine Adaptation von beiden Gebäuden durch und beauftragte 1932 Čeněk Mužík, den ebenfalls in Choceň tätigen funktionalistischen Architekten, mit einem separaten Projekt für die Gestaltung des Inneren des Gebetsraumes.
Im Mittelpunkt des Choraufbaus stand gerade der Gebetsraum mit Vorraum und Chor. Wie es bei den Gebetsräumen der jungen reformierten Kirchen üblich war, wurden alle Dekorationen auf ein Minimum beschränkt. Die Simplizität, Kargheit und Reinheit der funktionalistischen Formen verstanden sich mit den Prinzipien des neuen Glaubens. Sie sind eng verwandt mit der tschechischen Reformationstradition, der erstmaligen christlichen Einfachheit und Reinheit, mit dem demokratischen Gedanken und der Gleichheit von Gläubigen und Priestern. Das auffälligste Element des ansonsten völlig strengen Innenraums war das große kreisförmige Fenster, das Licht in den Chor brachte, wo ursprünglich eine Gipsstatue von Meister Jan Hus von Josef Mařatka ihren Platz hatte. 1962 stürzte sie ab und zerbrach (sie wurde später restauriert und schmückt heute den Hussitenchor in Doudleby). Im Jahr 1985 wurde sie durch eine weitere Gipsskulptur von Jan Hus ersetzt, die das Werk des Bildhauers František Bílek war, das ursprünglich als Modell für das Denkmal in Tábor geschaffen wurde.
Bestandteil des Chorkomplexes war auch eine Grabkapelle mit einem Eingang von der B.-Němcová-Straße, der nur eine kurze Zeit dienen sollte, sowie der Wohnung des Pfarrers und den Büros des Pfarramtes.
Bis heute ist das Gebäude einer Reihe von Teiländerungen durchlaufen. Die ursprünglichen funktionalistischen Elemente sind jedoch in wenigen kleinen Details zu erkennen – z.B. an der Eingangstür mit kreisförmigen „nautischen“ Fenstern.
AŠ