Das Etagenhaus, das auf der Straße Boženy Němcové liegt, die zum Platz Šantovo náměstí führt, gehörte dem in der Zwischenkriegszeit bedeutenden Litomyšl-Bürger Václav Gráf, dem Verwalter des Kraftwerks „Hášova elektrárna“ in Lány. Es war ursprünglich ein barockes Gebäude, das sich in einem sehr baufälligen Zustand befand. Es hatte ein feuchtes Mauerwerk, ein marodes Gewölbe und war grundlegend gesundheitsgefährdend. Der Eigentümer bat wiederholt um einen kompletten Abriss des Gebäudes, damit er an dieser Stelle einen Neubau für sich selbst realisieren konnte. Obwohl die Verwirklichung seiner Absichten durch die Mieter erschwert wurden (die sich weigerten auszuziehen), gelang es Václav Gráf letztendlich, sein Ziel durchzusetzen. Wie er selbst in offiziellen Dokumenten vermerkt hatte, ermöglichte ihm sein neues Wohnhaus im Zentrum der Stadt, nun der Feuerwehr im Falle eines Brands oder bei Stromausfällen dauerhaft zur Verfügung stehen zu können.
Das Bauprojekt wurde 1932 vom erfolgreichen lokalen Baumeister František Vlach entwickelt. Neben dem Interieur, zu dem auch ein kleiner Laden im Erdgeschoss gehörte, entwarf der Architekt eine sehr gelungene, aber auf den ersten Blick völlig unscheinbare Fassade mit subtilen modernen Elementen. Darunter zählen die trapezförmigen Außenprofile von Fensternischen, Ziergeländer von Fensterbänken, plastische geometrische Putzgliederungen und das Terrazzo-Parterre mit abgerundeten Ecken des Hauseingangs.
Obwohl die Fassade den zeitgenössischen Stil widerspiegelt, erinnert die Gesamtwirkung an ein traditionelles bürgerliches Gebäude. Damit gilt das Haus inzwischen als eines der wichtigsten Beispiele der „Denkmalgeschützten Architektur" der Zwischenkriegszeit in Litomyšl – also Architektur, die ihre historische Umgebung sensibel, neutral oder zumindest unproblematisch behandelt. Erst kürzlich wurde die Fassade rekonstruiert, der momentane Besitzer legte Wert darauf, die alten Strukturen, durch die originalen Materialien wieder herzustellen. So kam die Farbgebung, wie auch die Gliederung der Fenster zurück in ihre ursprüngliche Form. Hingegen einzelner Bauänderungen aus den 1970er Jahren, z.B. als das Schaufenster des ehemaligen Ladens entfernt wurde, um an dieser Stelle eine Garage zu schaffen, blieb der architektonische Charakter des Gebäudes bis heute erhalten.
AŠ