Nach seinen erfolgreichen Realisierungen des Gymnasiums und des Bezirksamtes im neu errichteten Masaryk-Viertel (04-590, 04-650) befand sich der Architekt Antonín Ausobský vor einer weiteren architektonischen Aufgabe für Litomyšl. Diesmal jedoch mit einer ganz anderen Aussrichtung, statt der Neubebauung auf einem öffentlichen Platz sollte es sich um eine Rekonstruktion und Vereinigung von drei Denkmalhäusern, im historischen Kern, der Stadt für die Bedürfnisse der bürgerlichen Vorschusskasse handeln. In seinem Projekt von 1927 musste sich so der Architekt mit der bis heute aktuellen Problematik von neuen Baueingriffen im historischen Umfeld auseinandersetzen.
Aus der Sicht der Denkmalpflege behandelte er sie sehr sensibel und kontextuell. Obwohl die Verschmelzung der Häuser ihre Individualität vollständig aufhob und eine historisierende Neubildung schuf, wurde die resultierende Lösung geschmackvoll und gewaltfrei in den Gesamtkontext des Platzes integriert. Ausobský wendete hier nämlich drei flache Nischen – Risalite – an, die die breite Fassade in sieben engere Abschnitte teilte und unauffällig an die ursprünglich schmale mittelalterliche Grundstücksaufteilung erinnern lässt. Darüber hinaus behandelte der Architekt die Fassade in Form der barocken Gliederung, die fließend an die benachbarten Häuser angeschlossen wurde. Das geschieht z.B. durch die dreieckigen Giebel (Frontons) über den Fenstern im ersten Stock - "piano nobile / Beletage" -, als auch durch die Blindfenster mit den Jalousien-Fensterläden im Attikageschoss, die den Raum zwischen den Dächern der ursprünglichen drei Häuser verdecken. Mit ihnen wechseln sich dann unregelmäßig die in die Dachstühle eingesetzten Fenster ab. Die Einhaltung der Arkadengänge, einschließlich der unregelmäßigen Rhythmisierung der Arkaden, trug ebenfalls wesentlich zur Aufrechterhaltung des einheitlichen Charakters des Platzes bei.
Die Bauarbeiten der Fassade wurden im Juni 1929, als die Fassade mit zwei allegorischen Statuen der Feldarbeit und der Industrie auf massiven Wandsockeln ergänzt wurden, die der Bildhauer Emil Kubíček aus Litomyšl, ein Schüler von Jan Štursa an der Prager Akademie, geschaffen hatte, abgeschlossen.
PK – AŠ