Das frühbarocke Piaristenwohnheim, ist als das einzige aus dem Komplex der Piaristen-Gebäude auf der Schlossanhöhe in einer relativ authentischen Form aus der Zeit seiner Gründung im Jahre 1643 erhalten geblieben. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts diente es (nach der Verhaftung seines letzten Rektors, František Ambrož Stříteský, und der anschließenden Liquidierung männlicher Orden im Jahre 1950) als Internat für Studentinnen der örtlichen pädagogischen Schule.
Die komplette Rekonstruktion des baufälligen Gebäudes, das seit 2003 von der Fakultät für Restaurierung der Universität Pardubice genutzt wird, fand 2011-2015 im Rahmen des Programms „Revitalisierung der Schlossanhöhe“ statt. Für den Unterricht und die Unterbringung von bis zu 26 Studenten, sowie für feierliche Veranstaltungen die von der Stadt organisiert wurden, wurde der Komplex sensibel revitalisiert und durch einen Anbau an der Ecke der Straßen Jiráskova und Zámecká nach dem Projekt des Brünner Architekturbüros Burian – Křivinka erweitert. Der Auftrag empfahl die gegenseitige Zusammenarbeit des Wohnheims und der angrenzenden Kirche der Findung des hl. Kreuzes (01-8a). Gerade aus diesem Grund wurde der Schulbetrieb von dem der Öffentlichkeit getrennt.
Im historischen Gebäude waren die neuen architektonischen Eingriffe eher unauffällig, ohne die „didaktischen Kontraste von Alt und Neu“ herzustellen und wurden mit traditionellen Materialien, insbesondere Holz (z.B. Treppen, soziale Einrichtung) behandelt. Die Denkmalrestaurierung der Innenräume wurden von Restauratoren der Universität Pardubice durchgeführt, die zusammen mit den Studenten, Wandmalereien nicht nur in den Räumen für den Unterricht, sondern auch in der einzigartigen „Fegefeuer-Kapelle“ konservierten und restaurierten, die auch den Kreuzgang (lat. ambitus) mit der Kirche der Findung des hl. Kreuzes verbindet.
Ähnlich wie im Fall der Revitalisierung des Museumsgebäudes (01-9) musste aufgrund von archäologischen Funden (den Überresten der mittelalterlichen und neuzeitlichen Siedlung der sogenannten Kostka-Stadt) auch das Projekt des neuen Eckanbaus neu gestaltet werden, was die Bauarbeiten für fast ein Jahr aussetzte. In der endgültigen Lösung senkten die Architekten den zweigeschossigen Neubau mit einem kleinen Pavillon im Dachgeschoss unter das Niveau des Geländes teilweise ab und machten ihn mit mehreren Betonstufen, mit eingelegten Metalltreppen, aber auch mit einer barrierefreien Rampe begehbar. Das Gebäude respektiert die ursprüngliche Bausubstanz sowie die vorhandene Höhe des angrenzenden Gesimses. Damit kultiviert es einen wichtigen urbanen Raum des Vorschlosses mit zeitgenössischer Architektur. Die Kubus-Erweiterung mit freigelegter Ziegelmauerwerk-Fassade öffnet sich zur Straße, mit großen Glasflächen, manchmal ergänzt durch hervorgehobene Trennwände und kleinerer Fenster, die der modernen minimalistischen Fassade den Rhythmus eines traditionellen Hauses verleihen. Auf der ersten – gesenkten – Etage befindet sich die Neue Stadthalle, die für Hochzeiten, sowie anderen gesellschaftlichen und Ausbildungsveranstaltungen genutzt wird. Das Innere ist mit der Statue „Venuše v linii lásky“ (Venus in der Linie der Liebe) von Arnold Bartůněk geschmückt. Der zweite Stock ist der Fakultätsbibliothek vorbehalten, die dank der oben genannten großzügigen Verglasung einen einzigartigen Blick direkt auf das Gebäude des Renaissanceschlosses bietet. Die Architekten stellten auch einen historischen Korridor zwischen dem neuen Anbau und dem barocken Wohnheim zur Verfügung, und verbanden so den Raum des Vorschlosses mit den Klostergärten (01-VP11).
IL – AW