Das Haus „Zum Weißen Löwen“ befand sich früher auf dem Gelände des heutigen Postamtes, das 1752 die Verbindung der Postlinie von Brünn nach Prag war, die durch Litomyšl führte. Dem Postamt stand es bis 1853 zur Verfügung. 1858 wurde es abgerissen und durch ein architektonisch strenges, zweistöckiges Gebäude ersetzt. Später wurde es stark vom Architekten Otakar Novotný, in seinem Verbesserungsvorschlag für die Verschönerung der Stadt, kritisiert. Ebenso wie die nahegelegene Mädchenschule (02-22) betrachtete er das neue Postamt als ein Gebäude, das seinem Maßstab unter den historischen Gebäuden nicht entsprach. Deshalb hat er vorgeschlagen, drei große Linden im unteren Teil des Platzes zu pflanzen, und das „nur, um den Blick auf das Postamt zu versperren“. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts verlief die Modernisierung des Postamtes in die heutige dreigeschossige Form nach dem Projekt des Prager Architekten Bohumil Sláma.
Der 2003 vom Architekten Josef Pleskot realisierte Arkadengang des Postamtes wirkt so, als wäre er Teil der Modernisierung von Sláma. Die Gliederung des Arkadengangs entspricht dem Rhythmus der Fensterachsen und seine minimalistische, simple Form entspricht der strengen Fassade des Postamtes. Die rechteckigen Öffnungen des Arkadengangs besitzen eine übermäßige Proportion und sind mit keiner Dekoration verziert. Mit seiner Simplizität wird der Arkadengang des Postamtes in Litomyšl unter die Gebäude nach November 1989 gezählt, die sich auf die Architektur in der Zwischenkriegszeit beziehen, die Rostislav Švácha als „streng“ bezeichnet. Im Schaffen von Josef Pleskot taucht die Tendenz zum Minimalismus in seinem gesamten Werk auf – der Arkadengang des Postamtes in Litomyšl erinnert beispielsweise an den ebenfalls von Pleskot entworfenen Arkadengang des Rathauses in Benešov.
Der Arkadengang wirkt unscheinbar, man kann nicht einmal auf den ersten Blick erkennen, dass man ein Werk eines zeitgenössischen renommierten Architekten betrachtet. Warum ist diese Art der Realisierung überhaupt in Architekturführern enthalten und erwähnenswert? Sein Hauptzweck ist primär nicht architektonisch, sondern urbanistisch. Die formale Gestaltung ist nur ein natürliches Ergebnis der Bemühung, den Arkadengang organisch in den Kontext der Stadt einzugliedern.
Der Arkadengang erweitert den Bereich der Straße Havlíčkova und schafft eine Fußgängerzone, die den Platz Smetanovo náměstí mit dem Platz Komenského náměstí verbindet. Vor der Realisierung des Arkadengangs mussten sich Autos und Fußgänger entlang des Gebäudes die Straße teilen, dies war mühselig, und führte zu Komplikationen. Im ursprünglichen Erneuerungskonzept vom Architekten Petr Krejčík war kein Bau eines Arkadengangs vorgesehen. Erst Josef Pleskot machte auf die Notwendigkeit einer Neukonzeption der Straße Havlíčkova aufmerksam. Die damalige Stadtführung überzeugte die tschechische Post von der Notwendigkeit des Eingriffs, und so erhielt Litomyšl einen neuen Zugang zum Platz. Zwar einen unauffälligen, aber einen wichtigen für ein angenehmes Leben in der Stadt.
EK