Im Laufe der Jahrhunderte wechselten sich Gebäude weltlicher und kirchlicher Mächte im engeren Areal der Schlossanhöhe ab. Die St.-Kliments-Kirche und die Basilika der Jungfrau Maria überlebten die Hussitenkriege nicht. Nur der spätgotische Rote Turm von der 1490 gegründeten, überwiegend brüderlichen Neustadt blieb übrig. Bis heute sind nur die Renaissance-Gebäude des Schlosses und der Brauerei erhalten geblieben, die in der Barockzeit durch den selbigen Stil mit einer Schlossreitschule, einem Piaristen-Internat, einer Schule und einer Kirche ergänzt wurden. Aus der Hand des Barockarchitekten František Maximilián Kaňka entstand eine einfache und trotzdem monumentale Fassade der Brauerei, die heute den Besucher empfängt, der den Bereich vor dem Schloss betritt. Die auffälligste Dominante des Vorschloss-Bereichs ist jedoch zweifellos der barocke Neubau der Piaristenkirche der Auffindung des Heiligen Kreuzes nach dem Entwurf von Giovanni Battista Alliprandi, deren zur Seite gedrehte Türme die Silhouette der Stadt Litomyšl vervollständigen und prägen.
Das Atelier von Josef Pleskot trat 2013 im Rahmen der Gesamtrevitalisierung der Schlossanhöhe in diesen reichen historischen Kontext ein, um eine respektvoll passende Modifizierung der Flächen vor dem Schlossgelände zu schaffen. Es handelt sich um die Veränderung des Pflastersteins im Bereich zwischen dem Schlossgarten, der Brauerei, der Kirche der Auffindung des Heiligen Kreuzes und dem Regionalmuseum. Ein weiterer Bestandteil des Projekts war auch die Umgestaltung der Jirásek-Straße, die durch das Gebiet des Vorschlosses und des angrenzenden Parks führt. Der gegenwärtige Architekt befindet sich aufgrund des Denkmalschutzes in einer heiklen Situation. Er muss so viel wie möglich aus der vorigen Zeit erhalten, aber gleichzeitig einen modernen Charakter durch seine Schöpfung schaffen, was manchmal zu fast „schizophrenen“ Situationen führt, die einen wohlerwogenen Ansatz erfordern. Josef Pleskot wählte bei der Veränderung des Vorschlosses den Weg der disziplinierten Demut – seine Modifikationen sind fast unsichtbar und wirken, als wären sie schon immer hier gewesen. Es scheint, als hätte sich im Bereich des Vorschlosses nichts geändert, aber trotzdem kam es zu vielen großen Veränderungen.
Zunächst wurde der Bereich des gesamten Vorschlosses mit einem einheitlichen Pflaster bedeckt, die Bordsteine zwischen der Straße für Autos und den Fußgängerwegen wurde entfernt. Nur filigrane Metallelemente im Pflaster geben Aufschluss über die Parkplätze und die Straßenführung. In dem Bereich der Jirásek-Straße wurde nun ein Platz geschaffen, durch den die Autos fahren können, aber in keiner Weise in das künstlerische Konzept eingreifen. Das Pflaster führt fließend vor dem Regionalmuseum in einen sanften „Hügel“, in dessen Inneren archäologische Ausgrabungen sind. In der Nähe des Eingangs zum Museum wurde ein hölzerner Brunnen geschaffen, in dessen ruhiger Oberfläche, verbunden mit dem Rand des Bottichs, sich die Piaristenkirche spiegelt. Im Park wurden neue Wege angelegt, die es ermöglichen, von verschiedenen Orten aus in den Bereich des Vorschlosses zu gelangen und logisch die umliegenden Objekte zu verbinden (z.B. den romantisch konzipierten Brunnen „Na Máchadle“ / „Am Spülbecken“).
Den Auftrag des Vorschlosses dem Architekten Pleskot anzuvertrauen, nach dessen Entwurf auch das Regionalmuseum (01-9) gleichzeitig im schlichten Schlossdach und der zweite Teil der Schlossbrauerei (01-133a) rekonstruiert wurden, machte sich bezahlt. Pleskots Modifikationen knüpfen organisch an der ursprünglichen Substanz an und schaffen so einen „unsichtbaren Rahmen“, in dem sich historische Gebäude in ihrer würdevollen Monumentalität auszeichnen. Nach den Worten von Josef Pleskot wurde das bisher vernachlässigte Gebiet „auf den Platz gehoben, denn der neue gesellschaftliche Auftrag der umliegenden Gebäude erforderte es“.
EK