Der Platz Toulovcovo náměstí, benannt nach dem mittelalterlichen, legendären Bürger Vavřinec Toulovec von Litomyšl, gilt als der wohl älteste besiedelte Ort in Litomyšl unter der ehemaligen Burg. Die historische Benennung „Špitálek“ oder „Špitálské náměstí“ verweist auf ein Spital und Heim für arme und alte Bürger, die hier seit dem 14. Jahrhundert standen. Das heutige Aussehen des Platzes begann sich im 19. Jahrhundert zu entwickeln, als die Kirche der Versendung der heiligen Apostel (1838–1841) regotisiert wurde und die Gegend von prächtigen Gebäuden, wie der städtischen Realschule (01-152) und dem Bürgerhaus – dem „Palast“ – des Baumeisters Josef Šilhán Nr. 156 umgeben wurde (Šilhán ist u.a. der Architekt des gegenüberliegenden Hauses Nr. 512 – 01-512). Der endgültige Grundriss des Platzes ist im 20. Jahrhundert nach dem Abriss des unansehnlichen „Fleischmarktes“ auf der Westseite (1948) und nach der Erweiterung des Lebensmittel-Gebäudes aus den späten 1970er Jahren in der südöstlichen Ecke entstanden.
Seit Anfang der 1990er-Jahre handelte die Stadt in der Frage der Erneuerung und kulturellen Belebung der Innenstadt und nahm die anspruchsvolle, großflächige Sanierung des Denkmalschutzgebietes in Angriff. Die erste Phase betraf das sogenannte Gebiet „unterhalb des Schlosses“ mit den Plätzen Toulovcovo und Šantovo náměstí (01-VP4) und den dort angrenzenden Straßen, wo technische Infrastruktur und – vor allem – öffentliche Bereiche nach dem Projekt der Brünner Architekten Aleš Burian und Gustav Křivinka rekonstruiert wurden. Wie die Architekten selbst sagen, „wurde die Arbeit von Anfang an von Reflexionen über das Maß, die Häufigkeit und Legitimität von Eingriffen in das etablierte Bild von Orten und der Gefahr einer Veränderung ihres Charakters begleitet“. Obwohl sie am Anfang über stärkere Eingriffe in die Gestaltung öffentlicher Räume nachdachten, wählten sie letztlich eine unauffällige, unprätentiöse Lösung, die die Geschichte und die Gegenwart nicht gegenüber stellt. Sie beschlossen, alle Spuren der Geschichte zu respektieren und traditionelle Materialien und Techniken zu verwenden, sodass ein unwissender Passant den Zugang von neuen Interventionen nicht einmal bemerkt.
Wie im Fall des Platzes Šantovo náměstí sind die Veränderungen „nur“ in der Neuinterpretation der Komposition der ursprünglichen Pflastersteine und in der Neugestaltung der Mitte des Platzes im Bereich vor der Kirche spürbar. Sie definierten es mit einer regelmäßigen quadratischen Fläche, mit einem Granitquellbrunnen in der Mitte, den im Pflaster zwei Diagonalen „schneiden“, und gleichzeitig wird er von vier schmalen und langen Strahlen umklammert. Die atypischen Stadtmöbel sind in ihrer Form zurückhaltend, moderne Lampen in einem neuen Design konnten die Architekten nicht durchsetzen, sodass schließlich Lampen des alten Prager Typs aus dem 19. Jahrhundert mit einem Litomyšl-Stadtwappen installiert wurden.
AW