Die Protestanten von Litomyšl, eine Vereinigung von 1897 bis zur „Vereinigung zur Gründung der evangelisch-reformierten Gemeinde in Litomyšl“, versuchten lange eine angemessene Räumlichkeit für ihre Gottesdienste zu erhalten. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nutzten sie temporäre Räumlichkeiten in Bürgerhäusern in Lány, in der sogenannten Sommer-Villa (an der Stelle des heutigen Litex-Gebäudes) und in örtlichen Schulen. Sie beantragten die Mitbenutzung der Spitalkirche, kauften aber schließlich mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde von Sloupnice das Gebäude der ehemaligen Kneipe „Dívčí hrady“ (Mädchenburgen) in der heutigen Antonína Tomíčka-Straße. Im selben Jahr passte der bekannte lokale Baumeister Antonín Beba das Interieur so an, dass es als Gebetshaus genutzt werden konnte.
Die stetig wachsende Mitgliederanzahl der Evangelischen Kirche nach der Entstehung der Tschechoslowakei führte jedoch dazu, dass die neu erworbene Räumlichkeit für die Bedürfnisse der Gemeinde nicht mehr ausreichte. Als das Gebäude 1923 in eine unabhängige Kirche umgewandelt wurde, entwickelte ein anderer lokaler Baumeister, Václav Šilhavý, ein Projekt für den Wiederaufbau und die Erweiterung des Gebetshauses. Aufgrund der begrenzten finanziellen Möglichkeiten des Investors, behielt Šilhavý die Mauern des bestehenden Gebäudes. Er ließ jedoch alle inneren Trennwände sowie die Zwischendecken und Treppen abreißen, wodurch die Haupthalle mit einer hohen Spiegeldecke entstand. Dann ließ er auf der Ostseite eine polygonale Nische für die Treppe bauen, über die man in das Büro im Kellergeschoss hinabsteigen oder in die Galerie im ersten Stock gehen konnte. Wie es für die Gebäude der reformierten Kirchen typisch war, blieb die Gestaltung der Fassaden und des Innenraums nur sehr bescheiden und reduziert. Das Äußere war manchmal mit Stuckornamenten, mit religiösen (Kelch, Lamm Gottes, Jan Hus-Büste) oder floralen Motiven verziert. Den rein weißen Gebetsraum dominierte eine Holzkanzel im Jugendstil, deren Erschaffer wahrscheinlich Václav Šilhavý selbst ist.
Ein Jahr nach der Eröffnung des Gebetshauses, auch „Hus-Kapelle“ genannt, wurde das Erdgeschossgebäude des Pfarrhauses mit Mansardendach und nüchterner Fassade, ebenfalls vom Bauherrn Šilhavý entworfen, das in unmittelbarer Nähe steht, fertiggestellt.
Das Gebetshaus erfuhr in den 1940er größere bauliche Veränderungen, als der Bauherr Václav Jandečka seinen nördlichen Anbau an den Versammlungssaal modernisierte.
AŠ - LB