Das sensibel rekonstruierte städtische Schwimmbad in Litomyšl ist noch immer eines der am besten erhaltenen Sport- und Erholungsobjekte der Zwischenkriegszeit in diesem Land. Das Projekt liegt auf dem Gelände des ehemaligen Teiches „Žaboškrt“ und wurde 1938 vom Prager funktionalistischen Architekten Václav Kolátor – dem Hauptexperten für Konstruktionen des Schwimmsports – in Zusammenarbeit mit dem Techniker Karel Krix aus Litomyšl entwickelt.
Ähnlich wie bei seinen anderen Schwimmbad-Projekten entwarf Kolátor einen modernen und zweckmäßigen Komplex mit einem Schwimmbecken, der die Kriterien für die Schwimmwettkämpfe erfüllte. Sein architektonisches Konzept mischt Elemente des strengen „wissenschaftlichen“ Funktionalismus („strenges“ Holzprisma des Haupteingangsgebäudes mit Umkleidekabinen und Restaurants) mit Elementen des „emotionalen“ Funktionalismus, was sich in einer schönen, organischen und eleganten Rutsche manifestiert.
Die Bauarbeiten am Schwimmbad wurden 1941 durch die Kriegsereignisse unterbrochen. Ihre Erneuerung erfolgte erst nach dem Krieg im Rahmen des sogenannten Zweijahresplans. Beteiligt war auch der örtliche Verschönerungsverband, der sich an einen Spezialisten für Parkgestaltung, den Prager Architekten Josef Kumpán, wandte, um einen Entwurf für die Gestaltung der Parkanlage zu erstellen. Die Eröffnung fand am 20. August 1948 statt, als vorerst nur das Becken fertiggestellt wurde. Die Fertigstellung der Umkleidekabinen und des gesamten Landschaftsbaus erfolgte erst in den darauffolgenden drei Jahren. Im August 1952 fanden hier nationale Schwimmwettkämpfe statt, die 1954 und 1956 wiederholt wurden.
Nach dem Jahr 1989 befand sich das Schwimmbad in einem verwüsteten Zustand, das Becken war undicht und erforderte eine komplette Rekonstruktion. Das Projekt der sensiblen Erneuerung, die den Entwurf aus der Ersten Republik von Kolátor und die „Atmosphäre des launischen Sommers“ (Anmerkung der Übersetzerin: „Launischer Sommer“ / „Rozmarné léto“ ist ein Buch (1926) von dem tschechischen Schriftsteller Vladislav Vančura, (1968) verfilmt von Jiří Menzel) voll respektiert, wurde 1993 von den Brünner Architekten Petr Hrůša und Petr Pelčák entwickelt. Ergänzt wurde die Anlage mit einem Kinderbecken mit Wasserrutsche und ein Betriebsgebäude mit Wasseraufbereitungsanlage und sanitären Anlagen, die jedoch so in das Gelände eingearbeitet wurden, dass der architektonische Ausdruck der Ersten Republik nicht gestört wird und nicht mit dem der Umkleidekabinen von Kolátor konkurriert. Zum Pool hin entwarfen die Architekten daher statt einer klassischen Fassade für den Neubau horizontale Stufen aus Holz die, zum sonnenbaden, verweilen, oder auch bei Wettbewerben als Zuschauertribüne genutzt werden können.
AŠ