An der Wende der 1960er und 1970er Jahre wurden in der Gegend der Straßen Peciny und Příčná vier standardisierte Familienhäuser gebaut, die als „Šumperáky“ bekannt sind. Der ursprüngliche Entwurf dieses modernen Hauses mit dem innovativem Grundriss, Flachdach und Fassade, das durch die allgegenwärtige künstlerisch motivierte Asymmetrie und Neigung gekennzeichnet ist, wurde 1966 vom Baumeister Josef Vaněk aus Šumperk entwickelt. In der gesamten damaligen Tschechoslowakei verkaufte er die Projektdokumentation, ergänzt durch eine detaillierte Liste von Materialien und „Anweisungen“, wie das Haus selbst umgesetzt werden kann. Nach seinen eigenen Worten wollte er „die Lücke zwischen den Bedürfnissen der Bauherren und der Produktion staatlicher Projektinstitute ausfüllen, die dem Bau von Familienhäusern nicht genügend Aufmerksamkeit schenkten“.
Der Architekt verwies auf das Einsparen von Materialien, der Reduzierung der Baukosten und der Erfüllung der Bedürfnisse des modernen Wohnens. Er rechnete mit einem relativ kleinen Grundstück und wählte einen bis dahin nur selten genutzten Typ, bei dem der gesamte Wohnraum in die zweite Etage verlegt wird. Das Erdgeschoss mit einer überdachten Terrasse blieb den Versorgungszwecken vorbehalten (Garage, Waschraum, Heizraum mit Trockenraum, Werkstatt, „Kammer“ für Obst und Gemüse) und die Keller verschwanden vollständig. Das moderne und originelle Äußere arbeitet mit schrägen Kanten und Linien im Gebäudekörper selbst (Balkonrahmen, Dachneigung), aber auch in kleinen Details (Geländer, Pflasterung der Terrasse usw.), die auf der Ästhetik des sogenannten Brüsseler Stils basieren. Ein wesentliches Bauelement ist der große Balkon in der Breite der gesamten Hauptfassade, hinter dem ein Bandfenster in Kombination mit einem französischen Fenster ununterbrochen verläuft.
Das Ganze ist sehr hell und verglast. „Ein preisgünstiges, modernes, praktisches und schönes Haus“, wie es von der nationalen Tagespresse vorgestellt wurde, wurde sofort so beliebt, dass wir es in fast jeder anderen Stadt oder jedem anderen Dorf finden können.
Manche Bauherren haben jedoch das Projekt im Grundriss angepasst oder einige Teilentwürfe für den Innenraum überhaupt nicht realisiert. Dies gilt auch für das Haus „šumperák“ der Eheleute Háněl in Litomyšl, die 1968 Vaněks Projekt für 840 Kčs (Tschechoslowakische Kronen) kauften. Sie haben den Bau in den nächsten drei Jahren auf einem adäquaten Grundstück mit beeindruckendem Blick auf die Stadt Černá hora selbst durchgeführt. Die Ausrichtung der Hauptfassade war nicht zur Straße hin, sondern zum gegenüberliegenden bewaldeten Hang. Aus diesem Grund passten die Investoren das Erdgeschoss an und anstelle der Garage, die vom Hang aus nur schwer zu betreten wäre, richteten sie einen weiteren Wohnraum ein. Sie folgten den Entwürfen für den Innenraum nicht konsequent (sie realisierten keine Einbauschränke oder eine Öffnung zwischen dem Esszimmer und dem Wohnzimmer). Dennoch ist ihr „šumperák“ heute eines der am besten erhaltenen Beispiele für diese Art des individuellen Baus in Litomyšl.
AŠ