Im Jahre 1923, als eine der ersten stattlichen Villen entlang der ehemaligen Kodymka-Straße fertiggestellt wurde - nämlich die des Gymnasialprofessors František Langmajer (04-597) – begann Bedřich Dudycha, ebenfalls Professor (an der örtlichen Landesberufsschule) und vor allem eine wichtige Persönlichkeit im kulturellen Leben der Zwischenkriegszeit in Litomyšl, auch mit dem Bau eines eigenen Familienhauses in der unmittelbaren Nachbarschaft. Ihm gebühren unter anderem die Hauptverdienste für den Bau des Denkmals von Jan Amos Komenský / Johann Amos Comenius (02-VP6) und insbesondere für das Denkmal für die Böhmischen Brüder auf der Rosigen Waldwiese (V-05).
Mit dem Projekt beauftragte der Investor den örtlichen Baumeister Václav Šilhavý, der auch der Architekt der benachbarten Villa von Langmajer ist. Im Gegensatz zu dem ornamentalen Konzept mit einem dominanten Turm, wirkt Dudychas eingeschossige Villa viel bescheidener, obwohl auch die Fassade mit einem Stuckdekor versehen ist. Das bedeutendste Bauelement wurde das „massive“, in seiner Zeit wenig verbreitete Mansardendach. Seine unregelmäßige Form wurde durch eine ungleiche Nutzung des ersten Stocks bestimmt, das teils als Wohnfläche, teils als Dachboden diente.
Das Exterieur des Hauses bewahrt bis heute noch seinen ursprünglichen Ausdruck und ist ein typisches Beispiel für den konservativen Architekturgeschmack, der in der Zwischenkriegszeit in Litomyšl vorherrschte. Die überwiegende Mehrheit der privaten Bauherren suchte nicht nach renommierten Architekten und sehnte sich nicht nach pompöser Selbstpräsentation durch eine formale Konzeption ihrer Häuser und Villen. Im Gegenteil sie wandten sich an lokale Bauherren und begnügten sich mit einer gemäßigten und unauffälligen Architektur, die die lokale Altbautradition fortsetzte und dem Patriotismus/Stolz der Leitomischler Bürger entsprach, die sich immer mehr der berühmten Vergangenheit der Stadt als ihrer Zukunft zuwenden.
Auch die Villa von Dudycha wurde durch bauliche Eingriffe aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verletzt, und zwar durch eine Straßenerweiterung an der Stelle der ehemaligen Kodymka-Straße und einen Wohnungsbau in der T. G. Masaryka-Straße, wodurch ein wesentlicher Teil des ursprünglichen Grundstücks verloren ging.
AŠ - LB