Das nicht große Wohnhaus Nr. 649, das in erster Linie für die staatlichen Angestellten bestimmt war, vollendete den Wohnungsbau der Zwischenkriegszeit in der Umgebung des Gymnasiumgebäudes. Der Bauinvestor gab an, dass das Haus nur auf „kleine Wohnungen“ konzentriert werden soll, um in Zeiten schwerer Wohnungsnot die Nachfrage so gut wie möglich zu befriedigen. Kein Wunder also, dass er das Projekt dem Prager Architekten Karel Bíbr (einem Kollegen des Autors des Gymnasiums Antonín Ausobský aus der Prager Technik) anvertraute, der sich auf Projekte von musterartigen Zinshäusern mit kleinen Wohnungen spezialisierte. Er nahm an mehreren Architekturwettbewerben für Bauten in diesem Bereich teil, bei denen er sogar die ersten oder anderen Spitzenplätze belegte.
Das Projekt des Hauses für ein leicht abfallendes Grundstück an der heutigen 9. května-Straße wurde 1927 von Bíbr ausgearbeitet. Damit sich das Haus in die umliegenden, eher konservativen Gebäude einfügt, entwarf der Architekt eine einfache Fassade in hellen Tönen und es mit einem traditionellen Walmdach vollendet. Die Ostfassade (zur Stadt hin) mit dem Haupthauseingang wurde durch einen von kleinen Loggien gesäumten Zentralrisalit belebt; die Westfassade wurde dann auf Höhe des ersten Stocks durch polygonale Erker gegliedert, deren Dächer als Terrassen dienten.
Auf jeder Etage befanden sich drei kleine Wohnungen mit einem oder zwei Zimmern, deren Vorteil große Sprossenfenster waren. Dadurch waren die Wohnungen gut belichtet, luftig und hygienisch, wie die zeitgenössischen Anforderungen an modernes Wohnen betonten.
Heute befindet sich das Haus in einem guten, gepflegten Zustand und sein Äußeres behält trotz kürzlicher Renovierung seinen ursprünglichen architektonischen Ausdruck, denn die neu ausgewechselten Fenster respektieren die originale Gliederung.
AŠ