Die Erweiterung der Befugnisse der bestehenden Bezirke nach der Gründung der selbständigen, unabhängigen Republik erforderte einen notwendigen administrativen Hintergrund. Zunächst befanden sich die zuständigen Behörden in verschiedenen städtischen Gebäuden, die ihrer Funktionen nicht gerecht wurden. Nach der Aggregation/Konsolidierung der tschechoslowakischen Wirtschaft wurde mit dem Bau neuer Bürogebäude begonnen. Die Ambitionen der Bezirksstädte spiegelten sich auch in den Dimensionen der Bauten und ihrer Repräsentativität wider. Natürlich wurde auch die Auswahl der Architekten zu einem prestigeträchtigen Thema. Das ostböhmische Litomyšl war da keine Ausnahme. Dort beauftragte der Stadtvorstand Antonín Ausobský, den erfolgreichen Schöpfer des neuen Gymnasiumgebäudes (04-590), mit dem Bau des Amtsgebäudes, da vorausgesetzt wurde, dass damit ein weiteres Wahrzeichen des im neu entstehenden Stadtviertels von ihm geschaffen würde, dessen Grundlage gerade jene Schule wurde.
Die Planungsunterlagen stammen aus dem Jahr 1924, wiederum wurde die Baugenehmigung erst 1925 erteilt und die Bauarbeiten selbst begannen vermutlich nochmal ein Jahr später. In der Chronik der Stadt Litomyšl gibt man an, dass das Gebäude am 21. Januar 1928 feierlich übergeben wurde, zwei Wohnungen und 70 Büroräume umfasste.
Als Bauort wurde ein erhöhter Platz auf der linken Seite des Gymnasiums im Zusammenhang mit der neu entstehenden Straßenbebauung gewählt, neben einem weiteren Neuzugang dem Zinshaus von Bohumil Hypšman (04-591), das nördlich, rechts von der Schule errichtet wurde. Der Grundriss des Bürogebäudes zeichnet sich durch seine Komplexität aus, die Fassade durch eine komplizierte Gliederung. Die Hauptfassade orientiert sich eindeutig an einen Entwurf der Fassade des olympischen Theaters in Vicenza von Ausobský, natürlich in einer vereinfachten und simpleren Form.
Konträr zum angrenzenden Gymnasiumgebäude war das Gebäude in seinem Ausdruck uneinheitlich, sogar disharmonisch. Bei näherer Betrachtung sind der Einfallsreichtum der Verbindung von völlig unterschiedlichen Elementen zu einer ungewöhnlichen Einheit in einer Verschiedenheit und dadurch entstehenden unerwarteten Harmonie zu bewundern, obwohl immer noch eine traditionalistische Stimmung überwiegt. Die charakteristischen Motive dieser Kreation von Ausobský sind monumentale Formen, markante Gliederung und eine Komposition aus Licht und Schatten.
Man kann davon ausgehen, dass die Absicht von Antonín Ausobský - wenn er die Möglichkeit hatte, nebeneinander liegende Gebäude mit ganz unterschiedlichen Zwecken zu realisieren - einen deutlichen Kontrast zwischen dem streng symmetrischen und traditionellen Konzept des Gymnasiumgebäudes und der unkonventionellen (jedoch die Tradition nicht leugnenden) Darstellung des benachbarten Bürogebäudes zu erreichen. Es ging aber zweifellos auch darum, Gebäude zu schaffen, die einander korrespondieren und respektieren. Das alles ist ihm gelungen, wenn wir die zuvor erstellte Kreation für klassisch bezeichnen können (unter Berücksichtigung der vollen Funktionalität), ist die spätere hauptsächlich in Bezug auf die Funktionalität gelöst. Obwohl sie beide unterschiedlich sind, leugnen sie nicht die Intentionen ihres Schöpfers. Und das ist es, was sie verbindet. Wenn wir sie betrachten, ist ihre gegenseitige Harmonie offensichtlich.
Der Grundriss des Gebäudes ist dreischiffig, mit einem zentralen Korridor und Räumen auf beiden Seiten. Diese sind zugänglich über die Zwei zweiarmigen Treppen – die Haupttreppe im Eck-Teil und eine zusätzliche Treppe in der ungefähren Mitte des Grundrisses.
Obwohl das Bürogebäude seinen ursprünglichen Zweck nicht mehr erfüllt - seit der Aufhebung 1960 des Bezirks Litomyšl, wurde es in ein Lehrlingsinternat umgewandelt, wie es dort früher auch einen Kindergarten gab - ist es dennoch eine der bedeutendsten neueren städtebaulichen Sehenswürdigkeiten.
PK