Eines der größten Bekleidungsunternehmen, die in der Zwischenkriegszeit ihre Tätigkeit in Litomyšl entwickelten, war die 1923 gegründete Firma von Jan Hošpes, die Pyjamas, Morgenmäntel, Bademäntel und Ballonmäntel herstellte (amtlich wurde sie erst 1925 registriert).
1926 beschloss der Besitzer der florierenden Schneiderei, ein neues, prachtvolles Gebäude zu bauen, das nicht nur Produktionsräume, sondern auch Firmenbüros und Privatwohnungen umfassen sollte. Als Bauplatz wählte er eines der repräsentativsten Grundstücke im neu entstehenden Masaryk-Viertel, in direkter Nachbarschaft seines Hauptwahrzeichens – des Gymnasiums (04-590) – und beauftragte den örtlichen Baumeister František Vlach mit dem Projekt.
Im ursprünglichen Entwurf verlieh Vlach dem Gebäude einen dekorativeren Charakter, indem er für den Raum zwischen Erdgeschoss- und Obergeschossfenstern einen ornamentalen Streifen mit Gitterstruktur und rhombischen „Bolzen“ entwarf, mit der er die Fassade des gegenüberliegenden Gemeindezinshauses aufnehmen wollte (04-591). Allerdings wurde das fertige Gebäude nicht mit dieser Dekoration realisiert, wahrscheinlich auf Antrag der Baukommission, die darauf bestand, dass die Fassadengestaltung mit der ebenfalls nach Vlachs Projekt (04-645) errichteten Bezirkskrankenkasse harmonieren sollte. Andere dekorative Bauelemente wie der polygonale Risalit an der Südfassade oder die dekorativen Türme blieben erhalten.
Im Untergeschoss situierte der Bauherr die Räumlichkeiten für den Betrieb der Schneiderei und einen Raum für den Vertrieb, der durch eine Treppe an der Südseite des Hauses von der Straße separat zugänglich war. Im Erdgeschoss befanden sich die Hausmeisterwohnung, Arbeitssäle, Expeditionen und Büros, im ersten Stock waren zwei Wohnungen untergebracht – die Familie von Jan Hošpes bewohnte eine großzügige Vierzimmerwohnung, die auch über eine Terrasse - einen Wintergarten - mit beeindruckender Aussicht auf das historische Panorama der Stadt verfügte.
Große Aufmerksamkeit legten die Eigentümer auf die Dekoration der repräsentativen gemeinsamen Räumlichkeiten im Haus – insbesondere auf die Eingangshalle, in der sich bis heute neben einem dekorativen Treppengeländer mit floralen Motiven noch eine Schwingflügeltür mit geätztem Glas befindet, die mit den im Jugendstil errichteten, allegorischen Figuren nach den Mustern von Alfons Mucha verziert sind.
Während des Zweiten Weltkriegs, im August 1943, stellte Jan Hošpes den Betrieb der Werkstatt ein, nach dem Krieg nahm er ihre Tätigkeit wieder auf, jedoch nur mit zwei Mitarbeitern. Im März 1949 gab er sein Gewerbe auf. Die Räumlichkeiten für den Betrieb des Unternehmens wurden anschließend zu Wohnungen umgebaut.
AŠ