Ein Jahrhundert lang seit der Gründung der Ortsgemeinde der Brüderkirche mussten ihre Mitglieder auf einen eigenen, ausreichend ausgestatteten „Stand“ warten. Vor allem dank des unermüdlichen Einsatzes des Predigers Daniel Smetana, aber auch einer freundlichen Einstellung der Stadt, die ein kostenloses Grundstück für einen neuen Kirchenbau zur Verfügung stellte, zog die Gemeinde 2010 von ungeeigneten Räumlichkeiten in einer Villa gegenüber dem Bahnhof in ein architektonisch interessantes 2007 vom Atelier von Zdeněk Fránek entworfenes Gebäude.
Mit dem Projekt, dessen Motto eine Passage aus einem biblischen Psalm war: „Gott, deine Barmherzigkeit reicht bis zum Himmel, deine Treue reicht bis zu den Wolken.“, setzte sich der Architekt im ausgeschriebenen Wettbewerb durch. Es gelang ihm, das gewählte Thema direkt in die Masse des Gebäudes zu verkörpern, das er als einen symbolischen Weg gestaltete - eine Rampe „bis zu den Wolken“, als Pilgerfahrt zum Gott und einer höheren Erkenntnis. Er nutzte den abfallenden Hang des Grundstücks und vertiefte das Gebäude teilweise ins Gelände. Dadurch wurde nicht nur eine bessere Schalldämmung des Innenraums in der Nähe einer stark befahrenen Straßenverlängerung erreicht, sondern auch dessen Volumen minimiert. Die Einfachheit und Schlichtheit der Formen wurde von außen durch ein Paar angewandter, kontrastierender Materialien - rohen Beton und zerbrechliches Glas - verstärkt.
Aufgrund der spezifischen Tätigkeit und der gemeinschaftlichen Lebensweise der Brudergemeinden, aber auch aufgrund der Tatsache, dass die Kirche auch von der Stadt für verschiedene kulturelle Veranstaltungen genutzt werden sollte, war ihr Bauprogramm genau festgelegt – das Gebäude sollte einen Gebetssaal, zwei Mehrzweck-Clubräume, ein gesellschaftliches Vestibül und eine separate Wohnung für Prediger umfassen.
Das zweckmäßig arrangierte, aber zugleich architektonisch raffinierte und konzeptionelle Ganze wurde durch die Kunstwerke von Václav Cigler und Karel Malich vervollständigt. Der Erstgenannte ist der Autor eines Glaskreuzes aus zehn Schichten optischem Glas, mit dem das Dach über dem Eingang gipfelt. Karel Malich fertigte drei Objekte für das Innere des Gebetssaals an - den Tisch des Herrn, die Kanzel und die Altarplastik, die den Sieg des Lichts über die Dunkelheit symbolisiert. 2012 wurde das Gebäude für den „Mies van der Rohe Award“ der Europäischen Union für die zeitgenössische Architektur nominiert.
AŠ