Der Verein Sokol in Litomyšl bemühte sich seit seiner Gründung im Jahr 1870 um die Errichtung einer eigenen „Turnstätte“, richtete jedoch erst 1881 einen Fonds für den Bau ein. Eine lange Zeit gab es noch Probleme mit der Wahl des Grundstücks, man turnte übergangsweise zunächst in Karlov, dann abwechselnd im Gebäude der Realschule und in den Gasthöfen Veselka und U Hroznu. In den 1990er Jahren, als die Verhandlungen über den Bau des Smetana-Hauses (02-402) ihren Höhepunkt erreichten, wurde sogar darüber nachgedacht, Sokol in dem neuen Theatergebäude unterzubringen.
Erst 1913, nach langwierigen Streitigkeiten über einen Neubau oder den Wiederaufbau der von Sokol (heute Sitz von Litex) gekauften Gaststätte Hluchanda, entschied sich der Ausschuss schließlich für die erste Variante und wählte einen repräsentativen Bauort auf dem sog. Kraus-Feld - der Point-de-vue der heutigen Tyršova-Straße. Im selben Jahr schrieb der Verein einen Architekturwettbewerb für den Bau eines neuen Sportgebäudes Sokolovna aus, das neben einer Turnhalle, den notwendigen sanitären Einrichtungen, einer Bibliothek und einem Lesesaal auch ein Kolumbarium beherbergen sollte, was für die Zeit ungewöhnlich war. Bei den Projekten der Sportgebäude Sokolovna aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, also aus der Zeit der katholischen Monarchie, taucht das Kolumbarium kaum auf, obwohl die Mitglieder von Sokol Feuerbestattung als eine moderne und hygienische Bestattungsart ansahen.
Aus dem Wettbewerb, an dem fünf Architekten teilnahmen, ging als Siegerprojekt das von Bohumil Hübschmann, einem Schüler von Otto Wagner, Professor an der Wiener Akademie, hervor. Auf Wunsch des Vereins Sokol überarbeitete Hübschmann seinen Entwurf leicht und schuf ein hervorragendes modernes Projekt, das zu einer Spitze der damaligen architektonischen Entwicklung zielte. Es sollte als erstes öffentliches Gebäude in Litomyšl ein Flachdach und eine komplett kahle Fassade ohne jegliche Dekoration erhalten, über dem Eingang sollte eine Athlet-Statue auf einem gestuften Sockel dominieren. Die Umsetzung des Gebäudes, für das bereits das Baumaterial vorbereitet wurde, verhinderte jedoch der Erste Weltkrieg. Leider wurde Hübschmanns Plan nach der Entstehung der Tschechoslowakei verworfen.
Auf der Vollversammlung im September 1923 unter Beteiligung des Architekten František Krásný, Schöpfer des realisierten neoklassizistischen Entwurfs und auch ein Schüler Wagners, wurde dem Gebäude erneut Aufmerksamkeit gewidmet. Krásný als leitender Angestellter der Bauabteilung der Tschechischen Sokol-Gemeinde wird oft als „Sokol-Hofarchitekt“ bezeichnet. Für Litomyšl entwarf er ein unprätentiöses, aber gezielt arrangiertes Sportgebäude Sokolovna, das aus sich durchziehenden prismatischen Volumen besteht, die teils von einem Sattel-, teils von einem Flachdach abgeschlossen werden. Während die Fassade mit einem freiliegenden Sichtmauerwerk relativ schlicht gehalten ist, finden sich im Inneren vermehrt dekorative Elemente, z. B. die Ziergesimse im Hauptturnsaal, der von großen halbrunden Fenstern beleuchtet wird. Im Vergleich mit dem ursprünglichen Vorkriegsplan ist er grundlegend bescheidener - schließlich wurden weder das Kolumbarium noch die Bibliothek mit einem Lesesaal von den Sokol-Mitgliedern aus Litomyšl realisiert.
Das Gebäude, wird von außen an den Seitengiebeln mit neoklassizistischen Statuen eines fliegenden Falken und am Haupteingang mit einer monumentalen Figur eines Turners von dem akademischen Bildhauer Jaroslav Brůha geschmückt. Bis heute behielt es seinen authentischen Zustand und steht unter Denkmalschutz, im Innenraum befinden sich die Originalausstattungen, Fenster, geometrische Gitter, Beschläge und Fitnessgeräte (z. B. Sprossenwand).
AŠ