Die Geschichte der Villa Nr. 739 in der Trstěnická-Straße begann im Jahr 1931, als der Budislauer Wald von einem starken Sturm betroffen war. Für seine Bemühungen, diese Kalamität zu lösen, erhielt der örtliche Förster Otakar Šotola nicht nur den Rang eines Försters, sondern auch eine beträchtliche finanzielle Belohnung, die er und sein Bruder, der Fachlehrer Karel Šotola, beschlossen, in den Bau eines Einfamilienhauses im neu errichteten Fügner-Stadtviertel in Litomyšl zu investieren.
1934 wandte sich Otakar an den bekannten lokalen Baumeister František Vlach, um ein traditionelles Erdgeschossdoppelhaus zu entwerfen. Seine Realisierung wurde jedoch von den Behörden zu nichten gemacht, da nach dem aktuellen Bebauungsplan nur Etagenhäuser eines Villentyps die Südfront der Trstěnická-Straße prägen sollten. Vlachs zu erst vorgeschlagenes Projekt scheiterte jedoch nicht ganz, da der Architekt die einzelnen Abschnitte des Doppelhauses nutzte und sie einfach aufeinander „setzte“. Die völlig identischen geräumigen Dreizimmerwohnungen mit einer großzügigen Empfangshalle, Wohnküche und Einrichtung für ein Dienstmädchen unterscheiden sich lediglich in den Balkonen, da im Erdgeschoss dieser durch eine Veranda ersetzt ist.
Obwohl es sich aus architektonischer Sicht um ein gängiges „Vlachsches“ Einfamilienhausprojekt mit einem fast quadratischen Grundriss mit traditionellem Walmdach handelt, ragt das Šotola-Haus im Gegensatz zu seinen anderen Entwürfen (z.B. 02-783) mit einer halbrunden Treppenhausnische an der Nordwestfassade hervor, deren großzügige Verglasung zusammen mit einem röhrenförmigen Geländer der Terrassen und die Treppen dem Gebäude einen modernen Charakter verleihen.
Das Haus befindet sich in einem gepflegten, fast originalen Zustand und ist ein charakteristisches Beispiel für die lokale Zwischenkriegsbauproduktion, die zwar modern, aber eher unauffällig traditionalistisch war. Sie ist weit entfernt von den aktuellen radikal funktionalistischen Bauten mit lapidaren „kastenförmigen“ Formen.
AŠ