Der erfolgreichste Baumeister von Litomyšl aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war Josef Kreml, er baute für sich im Jahr 1902 an der Grenze der Stadt und der Gemeinde Benátky eine „stattliche“ Villa nach seinem eigenen Plan. Das Gebäude mit dem Markenzeichen der sogenannten Vorstadtvilla der Renaissance („Villa Suburbana“) war zu dieser Zeit in Litomyšl beispiellos. Zweifellos sollte es nicht nur die Persönlichkeit des Eigentümers repräsentieren, sondern vor allem seinen Beruf und den Ruf des Unternehmens, das bedeutende private und öffentliche Aufträge in der Stadt erhielt (unter anderem den Bau des Smetana Hauses – 02-402).
Im Geist der Tradition der Villenarchitektur des 19. Jahrhunderts, die das Wohnen inmitten von Gärten als das prestigeträchtigste und zugleich hygienischste empfand, stellte der Architekt das Gebäude in die Mitte eines großen Grundstücks, der wie ein Park gestaltet wurde. Der symmetrischen Fassade mit zwei seitlichen Risaliten dominiert ein Portikus, der über eine breite Treppe zugänglich ist, dessen Dach gleichzeitig dem ersten Stock als Terrasse dient. Er schloss die glatte Fassade, ohne unnötige Dekorationen, auf der Ebene der Risalite mit einer Balustraden Attika ab, die den Blick auf das Satteldach verdecken sollte. Die gewählte Anordnung der Hauptfassade erinnert an italienische Renaissancevillen, deren Formen die Architekten seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit Vorliebe nachahmten, da sie den Anforderungen des modernen Lebens und Lebensstils (dem sog. italienischen Traums) am ehesten entsprachen.
Wie es üblich war, entwarf Kreml die Villa als ein zweistöckiges Gebäude, mit einem gemeinschaftlichen Teil im Erdgeschoss (repräsentative Treppenhalle, Salon, Esszimmer, Wohnzimmer, Arbeitszimmer) und einen privaten Teil im ersten Stock. Die maximale Verbindung mit dem Garten erreichte er durch die Nutzung des bereits erwähnten Portikus und der Terrasse.
Nach dem Tod von Josef Kreml im Jahr 1928 wurde das Gut mit den Grundstücken und Wirtschaftsgebäuden von Eduard Pfeifer erworben. Im Jahre 1951 wurde die Villa Pfeifers enteignet, wurde dann Sitz der STB (Staatssicherheit) und danach der Bezirksmilitärverwaltung. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde hier eine Sonderschule eingerichtet, deren Betrieb drastische Veränderungen im Innenraum und damit das Verschwinden einer Reihe wertvoller Originalelemente mit sich brachte. Nach der Wende verwaiste sie und verfiel weiter. Das Gebäude, einschließlich des Gartens, wurde erst 2013–2014 einer anspruchsvollen Renovierung unterzogen, als das meiste davon in ein Gesundheits- und Wellnesszentrum namens „Villa Grácie“ umgewandelt wurde.
AŠ