Das erste große öffentliche Gebäude in Litomyšl nach der Gründung der Tschechoslowakei 1922 wurde das Volkshaus – ein Mehrzweckgebäude für katholisch orientierte Organisationen. Das Projekt, das die Elemente der Neorenaissance und die des Jugendstils eklektisch verbindet, wurde vom örtlichen Baumeister Václav Šilhavý unter dem Einfluss seiner Vorkriegsarbeit ausgearbeitet.
Das Gebäude zeichnet sich durch die komplexe Aufteilung des eigenen Volumens aus. Das Äußere wird durch ein erhöhtes Prisma dominiert, das von einem asymmetrischen Kuppeldach gekrönt wird, das sich auf das nahe gelegene, aber fast zwanzig Jahre ältere Smetana-Haus im Neorenaissance-Stil (02-402) zu beziehen scheint. Die Haupteingangsfassade war ursprünglich zur ehemaligen Kodymka-Straße, zum gerade gebauten Masaryk-Viertel, ausgerichtet. Der Bau der Straßenvergrößerung in den 1980er Jahren in der unmittelbaren Nähe des Hauses erforderte eine notwendige Anpassung des Geländes, sie minderte die Fassade und erforderte die Verlegung des Haupteingangs in Richtung des Flusses.
Der Hauptsaal im ersten Stock, der durch halbkreisförmige Fenster beleuchtet ist, war von der Kodymka-Straße aus über zwei Treppen erreichbar; es war auch möglich, vom Durchgang aus durch eine kunstvoll verzierte Tür mit Buntglasfenstern ins Innere zu gelangen.
Das Hauptaugenmerk lag auf der Stuckdekoration des Hauses. Der Bildhauer Luděk Vocelka, Schüler von Stanislav Sucharda und Celestin Klouček von der Kunstindustriellen Schule in Prag, zeigte verschiedene Szenen mit geometrischen und figürlichen Motiven. Das ikonographische Hauptprogramm konzentrierte er zur eigentlichen Eingangsfassade. Er teilte die fünfachsige Fassade mit vier Pilastern, die mit symbolischen Putti-Figuren gekrönt sind – Allegorien der Arbeit (mit dem Attribut des Hammers), des Theaters (mit dem Attribut der Maske), des Gesangs (mit dem Attribut der Notenrolle) und der Ernte (mit dem Attribut der Sichel und des Getreidebündels). Auf einem niedrigen polygonalen Schild stellte er einen Dialog zwischen einem weiblichen Engels und einem Kinderpaar im Mittelteil, an den Seiten zwei weitere allegorische Figuren dar.
Im Inneren wurde ebenfalls eine reiche Stuckdekoration angewendet, vor allem in der Haupthalle des ersten Stocks, mit unkonventionellen „gotischen“ Formen an der Decke. Die Turnhalle des Vereins Orel (Adler) und das des Restaurants im Erdgeschoss, wie andere öffentliche Räume erhielten eine solche festliche Gestaltung nicht.
Die Einweihungs- und Eröffnungszeremonie des Volkshauses fand am 23. und 24. September 1922 unter der Beteiligung des Kardinals Marmaggi, dem päpstlichen Nuntius in der Tschechoslowakei statt (da Papst Benedikt XV. auch für den Bau finanziell beitrug). In den Jahren 1999-2002 wurde das Gebäude einer anspruchsvollen Rekonstruktion unterzogen. Dank der Authentizität der meisten erhaltenen Elemente und vor allem aufgrund der hochwertigen Stuckdekoration wurde es zum Kulturdenkmal erklärt.
AŠ