Die Vorstadt Bělidla – die Bleichen, die sich südlich vom historischen Zentrum erstreckt, wurde ursprünglich von einer unauffälligen dichten Bebauung mit einem zentralen Marktplatz geprägt, die sich baulich nicht besonders auszeichnete. Der Architekt Otakar Novotný, ein Schüler von Jan Kotěra, der auf Wunsch des örtlichen Verschönerungsvereins 1910 einen Plan für die Verschönerungsarbeiten in der Stadt erstellte, empfahl das Gebiet nach dem Vorbild des belgischen „béguinage“ (zu Deutsch: Beginenhof) umzugestalten - wie ein Platz, mit einer ruhigen Rasenfläche in der Mitte, die von allen Seiten von niedrigen bescheidenen Häusern umschlossen ist und auf allen vier Seiten von Bäumen eingerahmt wird; unauffällig hätten die umliegenden Straßen darin münden sollen, damit Bělidla den letzten Teil des „amtlichen“ Masaryk-Viertels bilden hätte können.
Der Plan von Novotný wurde nicht realisiert und das Gebiet von Bělidla behielt seine ursprüngliche wachsende Struktur bis in die 1960er Jahre bei, als das meiste davon abgerissen wurde, um eine Straße mit einer Ampelkreuzung und einem Busbahnhof zu bauen.
Am Ende der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts machte die Stadtverwaltung die ersten Anwandlungen zur Veränderung dieses unansehnlichen, dabei aber exponierten Raums mit einem überdimensionierten Verkehrsareal und sprachen daraufhin den Architekten Michal Brix zur Ausarbeitung einer städtebaulichen Studie an. In seiner Vorlage sollten die Bushaltestellen reduziert werden und parallel zur Mařákova-Straße in die Nordwestspitze situiert werden. Der frei gewordene Raum sollte unter anderem als neues Einkaufszentrum mit einem Sport- Modehaus, einem Markt und einem Autohaus usw. genutzt werden.
Schließlich wurde das Gebiet nach dem Projekt der Stadtarchitektin Zdeňka Vydrová aus dem Jahr 2005 durchgeführt. Sie ordnete die reduzierte Anzahl von Bushaltestellen parallel zur T. G. Masaryka-Straße an, sodass das neue Terminalgebäude den fehlenden Teil der Reihe an Häusern in dieser Straße ersetzte. Den Parkplatz ordnete sie in einer ungewöhnlichen Form an – in ein halbkreisförmiges Segment. In der Mitte der gepflasterten Parkplätze sollte ein öffentlicher Raum zur Entspannung in Form eines kleinen Parks mit mehrern intimen Orten entstehen. Die Gestalt des Parks wurde von Zdeněk Sendler entworfen; die Zusammensetzung der Pflanzen besteht hauptsächlich aus Ziergräsern und wird absichtlich nicht mit wertvollen Bäumen ergänzt, da in Zukunft erwartet wird, dass der Raum durch ein anderes öffentliches Gebäude erweitert wird.
Die BILLA-Kette zeigte Interesse am Bau des Kaufhauses, das die Architektin an die Straße und in der Nähe der Fußgängerzone die ins Zentrum führt, platzierte. Die Stadt kam ihr mit der Bedingung entgegen, dass das Gebäude von renommierten Architekten entworfen werden muss und das ebenso die Supermarktkette auch den Bau des Bahnhofsgebäudes finanzieren muss. Der Investor wandte sich an das Brünner Büro RAW (Tomáš Rusín, Ivan Wahla, Lukáš Vágner), das dem gesamten Ort einen einheitlichen Charakter verlieh. Wie die Architekten selbst angaben, „drückt sich die Beziehung zwischen den Gebäuden des Busbahnhofs und dem des Geschäfts durch eine ähnliche Höhe, der Verwendung von ausgehängten Betongesimsen und einer einheitlichen Materialverarbeitung aus", bei der Massivholz- und Ziegelstreifen kombiniert werden. Gleichzeitig ist das neue Areal nicht „in sich selbst geschlossen", sondern kommuniziert im Gegenteil bequem mit seiner Umgebung. Dies zeigt das Beispiel des Bahnhofsgebäudes, dessen hintere Fassade in Richtung der T. G. Masaryka-Straße, durch für Handel und Dienstleistungen bestimmte Sektionen unterteilt ist, um diesem angrenzenden Teil des Territoriums „Leben" zu verleihen.
AŠ